Gegen Vorratsdatenspeicherung

Bis heute Nacht kann man sich noch der Online-Petition gegen die Vorratsdatenspeicherung anschließen. Das ist leider auch wieder so ein irre komplexes Internet-Thema, mit dem nicht jeder was anfangen kann und es mangelt leider – anders als bei Google und Facebook – an Berichterstattung in den klassischen Medien. Aber dummerweise ist das Thema wichtig und je bedeutender die digitalen Medien in unserem Leben werden, desto wichtiger wird es, wie der Staat mit unseren Daten umgeht.

Der Arbeitskreis Vorrat hat das Thema ganz gut zusammgefasst, ihr solltet euch das also mal durchlesen und danach am besten gleich mitzeichnen.

Update: Ich habe da gestern wohl etwas missverstanden, die Petition läuft heute auch noch.

Update: Die 50.000er Marke wurde erreicht aber damit endet die Petition nicht. Bitte weiter sagen, damit die 100.000 geschafft werden.

Netzneutralität

Nachdem viel Unheil durch Internetsperren und Jugendmediendienstestaatsvertrag gerade so halbwegs abgewendet werden konnte, tobt hinter den Kulissen längst die nächste Schlacht um die Freiheit des Internets. Dieses Mal heißt das Thema Netzneutralität und was es damit auf sich hat, erklärt das folgende Video recht anschaulich:


(Direktlink, via KFMW)

Das ist alles sehr technisch und erschließt sich sicherlich nicht für jeden auf Anhieb. Aber zum Glück müssen wir uns keine Sorgen machen, werden wir doch kompetent regiert:


(Direktlink, via Felix)

Leider ist das gar nicht so lustig, wie das auf den ersten Blick aussieht. Das sind äußerst ahnungslose Menschen. Die haben keinerlei Fachkenntnisse – was an sich Ok ist und jedem mal passieren kann, aber – das hat die Netzsperrendiskussion gezeigt – sie sind auch völlig resistent gegen Argumente derer, die die nötigen Fachkenntnisse besitzen.

Bei dem Thema Internet ist das für mich halbwegs transparent, da kenn ich mich so ein bißchen aus und da macht es mir Angst zu sehen, wie die Politik agiert. Gerade fand der eG8-Gipfel statt auf dem die Industriestaaten versucht haben eine einheitliche Strategie in Internetfragen zu finden und wem haben sie dort zugehört? Klar, der Industrie, die wenigen Stimmen, die den kleinen Mann vertreten sollten, wurden ignoriert. Das wird kein gutes Ende nehmen.

Guttenberg

Es ist schwierig, zu dem Thema noch irgendwas zu sagen, was nicht auf 1000 anderen Seiten im Netz schon gesagt wurde. Aber es wird ja nicht falscher, wenn ich es hier nochmal wiederhole, auch wenn es natürlich Wichtigeres gibt. Dabei hab ich auf menschlicher Ebene sogar sehr viel Verständnis für das Verhalten unseres adligen Verteidigungsministers. Wer frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein und so. Und dass man nicht gleich beim ersten Anfangsverdacht aufspringt und ein Geständnis in die Welt hinausbrüllt ist ja irgendwie auch zu tiefst menschlich. Das Kabinett ist letztlich auch nichts anderes als ein Spiegelbild der Gesellschaft. Mehr oder weniger.

Weiterlesen

Eine Brücke in Kairo

Noch ein beeindruckendes und irgendwie beklemmendes Video, dass mir heute Abend unter gekommen ist. Im Fernsehen flackert gerade Krasseres vorbei, aber das Video hier finde ich sehr beklemmend, schon allein wegen des Klanges der Schüsse, die permanent abgefeuert werden. Bitte unbedingt den Ton anmachen:


[via]

Hier noch ein Bild, dass offenbar auf der gleichen Brücke aufgenommen wurde. Betende Menschen mit einem Wasserwerfer anzugreifen ist nicht unbedingt gute PR-Arbeit. Das ist von der Außenwirkung her etwa vergleichbar damit, harmlosen Rentnern das Auge rauszuschießen…

[via]

Und hier noch ein Schaubild vom Internet-Traffic in Ägypten. Das Land ist aktuell offline. Ein Satz, der im Jahr 2011 sehr absurd klingt. Um so interessanter, dass uns diese Bilder und Videos trotzdem erreichen.

[via]

Datenschutzdiskussion

Auf Twitter fliegen gerade ein paar Links zu Reaktionen auf eine Talkshow von heute vormittag umher. Themen der Show waren wohl Datenschutz im Zusammenhang mit Google und Facebook. Ich hab die Show nicht gesehen, aber der Artikel von Dierck scheint die Unstimmigkeiten in der Diskussionsrunde sehr gut auf den Punkt zu bringen. Besonders beeindruckt hat mich dieser Vergleich.

Wenn die Staatsmacht von mir Daten haben will, dann holen sie die sich. Zur Not mit Waffengewalt. Manche Daten muss ich – in Deutschland zumindest – hergeben, um hier leben zu dürfen; wir sind z.B. gezwungen, unsere Adresse bekannt zu geben [Meldepflicht]. Es ist auch nicht so, dass die Staatsmacht ihre Daten für sich behält, im Gegenteil, sie verkauft sie oder sourct gar out [z.B. GEZ].

Am 29. Januar 1933 war der Wert ‘Jude’ in der Kategorie ‘Religion’ harmlos, zwei Tage später war es eine Verurteilung. Die Verwaltung des Staates hatte gewechselt, von weitgehend netter Inkompetenz zu bösartiger Menschenverachtung.

Ich schätze, viel eindrucksvoller kann man nicht vor Augen führen, warum man vor der Sammelwut staatlicher Behörden Angst haben sollte.

[via]

Kontrollverlust

Als Kontrollverlust bezeichnet Michael Seemann – besser bekannt als mspro – unseren Verlust der Kontrolle über unsere Daten. Egal, wie sehr wir uns darum bemühen, unsere Daten vor Zugriff durch Unternehmen oder Staaten zu schützen, so generieren wir doch ständig unvermeidlich Daten, die wir nicht kontrollieren und die dank immer besser werdender Auswertungsmöglichkeiten gegen uns verwendet werden können.

In der letzten Woche machte die Geschichte von Marco die große Runde durchs deutsche Netz. Er wollte einen Handy-Vertrag abschließen und wurde abgelehnt. Als er nachfragte warum, bekam er Post von einem Scoring-Unternehmen, das zwar keine eigenen Daten von ihm besaß, aber allein auf Grund seiner Anschrift ermittelte, dass seine Zahlungsbereitschaft (Erfüllungswahrscheinlichkeit) bei 67% liegt.

Weiterlesen

Denkt doch mal einer an die Kinder

Es passiert schon wieder. Der Schutz der Kinder wird mal wieder vorgeschoben, um ein Gesetz in Gang zu bringen, das das deutsche Internet maßgeblich beeinflussen kann. Dieses Mal geht es um die Novellierung des Jugendmediendienstestaatsvertrags – kurz JMStV. Unter dem Deckmantel des Jugendschutzes werden absurde Forderungen an Webseitenbetreiber gestellt und zwar an alle.

Update: Udo Vetter erklärt ausführlich und entspannt, warum es erstmal keinen Grund zur Panik gibt, der neue JMSTV aber trotzdem eine Katastrophe ist.

Weiterlesen

Gardinen für Windows

Axel E. Fischer, CDU, fordert ein Vermummungsverbot im Internet und das Internet lacht ihn aus.

Neue Dinge sind nicht immer in allen Bereichen mit den alten Dingen vergleichbar und um das zu demonstrieren, hat man auf Twitter Vorschläge, für weitere abstruse – gleichzeitig aber höchst unterhaltsame – Forderungen parat. Hier ein paar meiner Highlights:

Axel E. Fischer, CDU, fordert Buchpreisbindung für Facebooks.
Axel E. Fischer, CDU, fordert Pflaster für Schnittstellen.
Axel E. Fischer, CDU, fordert Nährstoffampel für Cookies.
Axel E. Fischer, CDU, fordert Hasch-Tags unter das Betäubungsmittelgesetz zu stellen.
Axel E. Fischer, CDU, fordert Endlager für Atom-CPUs.
Axel E. Fischer, CDU, fordert Deutsch als Programmiersprache.

Mehr davon gibt es hier und natürlich hier.

Wer den Witz nicht versteht – kein Problem, das Leben geht auch weiter, wenn man sich nicht im Internet und mit Computern auskennt. Es geht gar nicht darum, dass hier ein alter Mann für seine generationsbedingte Ahnungslosigkeit verspottet wird. Aber dieser Mann hält sich nicht für ahnungslos und sitzt leider der Internet-Enquete-Kommission vor, einer Kommision, die sich mit der digitalen Zukunft Deutschlands beschäftigen soll.

Warum die Forderung eines Vermummungsverbots und die permanente Identifikation mit Hilfe des neuen elektronischen Personalausweises eine ganz und gar gefährliche Idee ist, die auch in der Welt außerhalb des Internets keine Entsprechung findet, hat Indiskretion Ehrensache gut zusammen gefasst.

Wenn es nicht so traurig wär, man könnt drüber lachen…

Danke Berlin

Ich war gestern noch in Theresienstadt nördlich von Prag. Ursprünglich im 18. Jahrhundert als Verteidigungsanlage gebaut, wurde die Festungsstadt von den Nazis als Judenghetto und Konzentrationslager genutzt. Heute erinnern Ausstellungen und Originalschauplätze vor Ort an das Geschehene.

65 Jahre später gibt es immer noch Menschen, die Nazi-Ideologie für zukunftsfähig halten und dafür auf die Straße gehen. Danke Berlin, dass du das heute verhindert hast.


Wiederverwendbare Holzsärge in Theresienstadt