Guttenberg

Es ist schwierig, zu dem Thema noch irgendwas zu sagen, was nicht auf 1000 anderen Seiten im Netz schon gesagt wurde. Aber es wird ja nicht falscher, wenn ich es hier nochmal wiederhole, auch wenn es natürlich Wichtigeres gibt. Dabei hab ich auf menschlicher Ebene sogar sehr viel Verständnis für das Verhalten unseres adligen Verteidigungsministers. Wer frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein und so. Und dass man nicht gleich beim ersten Anfangsverdacht aufspringt und ein Geständnis in die Welt hinausbrüllt ist ja irgendwie auch zu tiefst menschlich. Das Kabinett ist letztlich auch nichts anderes als ein Spiegelbild der Gesellschaft. Mehr oder weniger.

Was ich nicht verstehe, sind die Reaktionen vieler anderer Menschen. Während auf Twitter mehrheitlich ein Sturm der Entrüstung und die schönsten Guttenberg–Witze um die Wette toben, finden sich auf Facebook 300.000 und mehr Guttenberg-Freunde. Am StammPokertisch kommen Sprüche wie Da haben wir mal einen ordentlichen Politiker und dann soll der wegen so einer Kleinigkeit gehen? Und unsere konservativen Regierungsparteien – die sonst für so Werte stehen – stellen sich auf einmal hin und erzählen was von Er ist ja nicht als wissenschaftlicher Assistent eingestellt.

Und ich so: Häh?!

Liebe Guttenberg-Freunde: In unserer Gesellschaft werden Menschen entlassen, weil sie eine Boulette für einsdreißig klauen – mit der Begründung, dass ein Vertrauensbruch vorliege. In unserer Gesellschaft werden Kinder verklagt, weil sie online Musik tauschen – mit der Begründung, dass sie das Urheberrecht verletzen. In unserer Gesellschaft hat der Doktortitel einen gewissen Ruf – mit der Begründung den Bildungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.

• Sehr lesenswerter offener Brief von Doktorranden an Frau Merkel
• Lesenswerte Zusammenfassung in der FAZ: Vgl. auch Guttenberg 2009
• Karl-Theodor zu Guttenberg besucht Dinge

Wenn unsere Regierung ein Spiegelbild unserer Gesellschaft sein soll, dann ist ein Rausschmiss von Guttenberg – in den Worten unserer Kanzlerin – alternativlos. Ich sehe nicht die große Leistungen, die er bisher vollbracht hat, die ihn zum Sonnenkönig erheben.

Und dann die Rolle der Bild. Falls jemand von Euch die Bild liest, klickt Euch bitte mal durch die Links hier durch und überlegt mal ernsthaft, ob Ihr Euch wirklich von einer Publikation instrumentalisieren lassen wollt, die ihre ganz eigene Agenda verfolgt.

• Bildblog – Dr. Albern
• Bildblog – Man darf nicht bescheißen
• Scienceblogs – Liebe Bild: Wie liest man 261223 Faxe?

Und dann kauft bitte ein Album von Wir sind Helden, eine Band mit Rückgrat und manchmal sogar mit guter Musik!