in real life

Paddeln in Potsdam

Als Vorbereitung auf den Sommer haben wir eine kleine zweitägige Paddeltour über die schönen Seen Potsdams gemacht.


Auf dem Templiner See

Ich habe die Tour auf Google Maps festgehalten, falls jemand unsere Wege nachvollziehen möchte. Los ging es auf dem Griebnitzsee, wo meine Liebste und ich uns ein Boot ausgeliehen haben. Unsere Mitpaddler sind mittlerweile unter die Bootsbesitzer gegangen und haben vor Ort ihr Faltboot zurecht gefaltet.


Ruine hinter der Freundschaftsinsel

Die erste Etappe führte uns über die Glienicker Lanke, den Templiner See, den Petziensee, über den Schwielowsee bis zum großen Zernsee. Ein großer Unterschied zu unseren zweiwöchigen Touren in Polen war zunächst kaum spürbar. Es ist tatsächlich relativ unerheblich, ob man eine zweitägige oder zweiwöchige Wasserwanderung macht. Der Gepäckumfang ist nahezu identisch. Klar, für zwei Wochen brauch man drei Schlüpfer mehr, aber Zelt, Schlafsäcke, Isomatten und wetterfeste Kleidung und das ganze Gedöhns braucht man bei beiden Touren.


Ente

Was dann aber doch einen deutlichen Unterschied gemacht hat, war die zu bepaddelnde Umgebung. Während wir in Polen meist idyllische Flüsse bereisen, sind Potsdams Seen vergleichsweise belebt. Es wimmelt nahezu vor Motorbooten, Ausflugsdampfern und Segelschiffen.


Babyente

Das hat am Anfang noch für spaßige Action gesorgt, wurde dann zwischendurch etwas nervig, weil schon eine mittelgroße Welle ausreicht, so ein winziges Kajak unter Wasser zu setzen. Ich sag es ganz ehrlich: Motorbootfahrer sind nicht unbedingt meine Lieblingsmenschen geworden.


Idyllischer Kanal

Dazu kam dann noch, dass es generell anstrengender ist, über einen großen See zu paddeln, als über einen seicht vor sich hinfließenden Fluß. Man sollte nicht unterschätzen, wie wenig ein Kajak einem ordentlichen Windstoß entgegenzusetzen hat und wie stark der Wellengang auf einem Binnengewässer sein kann. Um so schöner waren die idyllischen Momente, in denen wir durch kleinere Kanäle fuhren.


Exotisches Entenpärchen

Unsere erste Etappe endete bei einer Werft. Ich kann nicht sagen, wie gut diese Werft aktuell läuft, aber die folgenden Bilder geben ein paar Hinweise. Es wird jedenfalls Gründe haben, warum man sich auf Gästehausvermietung spezialisiert hat und warum man den verbleibenden Platz zwischen den Schiffswracks an willige Camper wie uns vermietet.


Die Windsbraut

Wenn ich mir die Bilder so anschaue fällt mir wieder ein, dass ich meine Tetanusimpfung dringend auffrischen lassen muss.


Alter Kran

Aber nach dem ersten Schock fanden wir den Platz auch wieder ganz nett. Es war irgendwie entspannt. Da waren keine anderen Camper, die uns nerven konnten, keine Camper die von uns genervt sein konnte und der Hof hatte ja noch das ein oder andere Highlight zu bieten.


Alter Kran

Der ganze Paddeltrip war für unsere Mitpaddler auch eine Art Generalprobe, denn sie sind nicht nur unter die Boots- sondern auch unter die Hundebesitzer gegangen. Hund Luna durfte also zum ersten Mal zwei komplette Paddeletappen mitmachen und im Zelt übernachten. Die Generalprobe ist ziemlich erfolgreich verlaufen. Der Hund besteht zwar unterwegs alle 5 km auf eine Pause und für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand von uns morgens etwas verkatert aufwacht, wäre ein weniger ausgeprägtes Revierverhalten wünschenswert, aber so alles in allem war es doch sehr entspannt.


Noch ein alter Kran

Besonders schön war natürlich, als wir Heidi das Pony kennenlernten, die ebenfalls auf dem Werftgelände wohnt. Heidi ist sehr verfressen. Ihre erste Amtshandlung – sozusagen ihr Willkommensgruß – war der Diebstahl einer Zucchini aus unserer Essenstüte und eine Runde Dosenstechen mit einer unserer Mineralwasserflaschen.


Luna, Heidi und Ari klären die Revierfragen

Wir wurden im Nachhinein von allen Anwohnern und Nachbarn der Werft aufgeklärt, dass Heidi sehr verfressen wäre und wir aufpassen sollen, dass sie uns nichts klaut. Gut, dass wir einen Wachhund dabei hatten:


Wachhund Luna beschützt das Lager

Meine Sorge war ja eher, dass das Pony aus Versehen mal ein Stück Zelt anknabbert und diese Sorge war im Nachhinein gar nicht unbegründet. Immerhin hat sie ein Stück von unserer Zeltunterlage weggeknabbert, als sie neben unserem Zelt gegrast hat. Was übrigens eines der merkwürdigsten Geräusche ist, zu denen man morgens aufwachen kann.


Wachhund Luna beschützt das Lager

Die zweite Etappe startete etwas ruhiger. Nachdem wir den Großen Zernsee überquert hatten, ging es über die Wublitz zum Schlänitzsee, von dort durch den Sacrow-Paretzer-Kanal, über den weißen See und den Jungfernsee zurück zur Glienicker Lanke und dem Griebnitzsee.


Dösendes Pony

Der Teil auf der Wublitz war sehr angenehm, hier war der Einsatz von Motoren nämlich untersagt, was der Ecke so ein bißchen das Gefühl von Naturschutzgebiet gab – keine Ahnung, ob es eins war.


Auf dem Sacrow-Partzer-Kanal

Erst auf dem Sacrow-Paretzer-Kanal wurden wir ganz langsam wieder an die moderne Binnenschifffahrt herangeführt. Mit ganz kleinen Schiffchen, wie diesem winzigen Schrotttransporter hier:


Großes Schiff

Die Dimensionen kommen auf den Fotos irgendwie nicht richtig rüber: Zu den vorherrschenden Gefühlen im Kajak gehörten Ehrfurcht und nackte Angst. Hier noch einer der Ausflugsdampfer die den Namen Sanssouci tragen, der Name scheint in der Gegend aus welchen Gründen auch immer recht beliebt zu sein.


Die Sanssouci

Interessanterweise sind die Bug- und Heckwellen der großen Schiffe weniger schlimm gewesen, als die von manch einem Motorboot, die leider auch zahlreich auf dem Kanal und noch zahlreicher auf den folgenden Seen unterwegs waren.


Auto an Board

Auf dem Weißen See und dem Jungfernsee hatten wir wieder ganz schön zu tun mit dem mittlerweile auffrischenden Wind und den Wellen der Binnenschiffahrt. Das wurde kurz vor Schluss der Tour nochmal richtig eklig, als uns auf dem engen Verbindungskanal zwischen Glienicker Lanke und Griebnitzsee der Ausflugsdampfer Tempelhof mit – ich vermute – stark überhöhter Geschwindigkeit entgegen kam. Die ohnehin schon hohen Wellen des Dampfers wurden in dem Kanalstück ordentlich reflektiert, so dass wir einige unspaßige Minuten Hochseesimulation über uns ergehen lassen mussten. Lieber Kapitän der Tempelhof: Sie sind ein riesen Arschloch! Ich hätte Ihnen gerne den Stinkefinger gezeigt, wäre ich nicht mit lebensrettenden Paddelmaßnahmen beschäftigt gewesen.


Fontäne an Unwetter

Wir haben unser Ziel aber trotzdem ohne größere Verluste und noch vor dem vorhergesagten Unwetter erreicht. Es war eine schöne Tour, ein schönes Gefühl wieder im Boot zu sitzen und zu paddeln. Der Dank geht wie immer an den fleißigen Organisator!

Ich muss allerdings gestehen, dass ich kein zweites Mal über die Seen Potsdams paddeln werde, dafür ist mir das Verkehrsaufkommen zu unentspannt. Mal schauen, was die Brandenburger Gewässer noch so zu bieten haben.

  1. Hallo Tommi, die Beschreibung Eures Ausfluges war für mich wie immer recht vergnüglich.
    Der Hund Luna kommt mir recht groß vor. Reicht da ein zweier Kajak aus? Aber es wird schon lustig sein mit einem 4-beinigem Mitfahrer. Er kann einem in kalten Nächten auch wärmen. Oder?
    Dann viel Spaß für Eure Haupttour im Sommer.

  2. Also der Hund ist nicht viel größer als die Enten weiter oben 😉

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