in real life

Brandlog 2 – Die Tage danach

Mittlerweile sind ein paar Tage vergangen seit den dramatischen Ereignissen in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Ich habe überlegt, das alles chronologisch aufzuarbeiten, aber das wäre zu viel Text geworden und für euch sicher nur mäßig interessant. Ich versuche stattdessen, die Lage der Dinge zusammen zu fassen und beschränke mich auf die erzählenswerteren Episoden der letzten Tage.

Der Anblick der Brandruine hat mir sofort Respekt eingeflößt, auch ohne direkt in die Wohnung, wo es gebrannt hat, sehen zu können.

In die ausgebrannte Wohnung unserer Untermieter konnte ich erst ein paar Tage später reinschauen. Viel war davon nicht mehr übrig. Der Handwerker meinte fachmännisch, dass die feuerfeste Rigips-Decke uns vor Schlimmerem bewahrt hat.

Unsere Wohnung ist zwar intakt, aber dafür auch ziemlich dreckig. Mittlerweile wissen wir, dass sie derzeit als unbewohnbar eingestuft werden muss. Bis Donnerstag hatten wir noch genug Hoffnung, sie aus eigenen Kräften wieder in Schuss zu bringen. Wir waren sogar schon bei IKEA, um Gläser und Kerzen zu kaufen – äh, und neues Bettzeug, da das alte ja nach Feuer stinkt. Wir hatten die vage Hoffnung, das restliche Bett mit etwas Textilreiniger übergangsweise wieder benutzbar zu machen. Den Rest der Wohnung wollten wir ganz normal putzen – wir waren naiv genug zu glauben, dass das reichen würde.


Ruß – Die hellen Stellen waren während des Brandes bedeckt

Die ersten Gutachter von der Gebäudeversicherung waren gleich am Mittwoch da, konnten aber mangels Begehbarkeit der Brandwohnung nur wenig tun – die Kripo hat diese erst am Donnerstag freigegeben. Immerhin gaben sie uns aber den Tipp, nicht zu putzen, bevor nicht jemand von meiner Hausrat da war. Dieser jemand kam am Donnerstag, eine Frau von einer Brandsanierungsfirma, die sich den Schaden angeschaut hat. Laut ihrer Einschätzung muss der gesamte Hausrat raus und professionell gereinigt werden. Die Leute von der Gebäudeversicherung waren auch noch mal da und diagnostizierten, dass alles aus der Wohnung raus muss und der Fußboden neu gemacht werden muss. Außerdem kriegt die Wohnung einen neuen Anstrich.

Ich war von diesen Einschätzungen ziemlich überrascht, kam mir die Lage doch noch gar nicht so dramatisch vor. Allerdings war die Wohnung mangels Heizung komplett ausgekühlt, wodurch die Luft halbwegs erträglich war. Jetzt, wo die Heizung wieder geht, hält man es kaum 10 Minuten in der Wohnung aus, ohne Kopfschmerzen und/oder Atembeschwerden zu kriegen. Die Luft hinterlässt einen kohligen Geschmack auf der Zunge, der noch Stunden nachwirkt (und prima mit Kaffee oder schwarzem Tee harmoniert, Whiskeytrinker dürften ebenfalls ihren Spaß daran haben).

Da unsere Wohnung unbewohnbar ist und das Gästebett bei Freunden (Tausend Dank nochmal!!!) zu unbequem, machten wir uns auf die Suche nach einer Ersatzwohnung. Ihr glaubt ja gar nicht, wie schwer es ist, in Berlin kurzfristig eine Ferienwohnung zu finden, in der Katzen erlaubt sind. Ich verrate es euch: Es ist sehr schwer. Aber wir sind fündig geworden, für die nächsten zwei Wochen haben wir eine Bleibe gefunden. Ich hoffe nur, die Katzen randalieren nicht zu viel, sonst geht meine Kaution flöten. Keine Ahnung, ob die Versicherung das zahlt. Auf der anderen Seite sind in dieser kleinen Ferienwohnung auch keine all zu großen Werte verteilt. Sagen wir, man hat hier ein Dach über dem Kopf, schönes Wohnen geht aber auch irgendwie anders.

Ich habe zwischendurch auch mal wieder auf Arbeit vorbeigeschaut, wo das Büro dank meiner Anwesenheit recht bald das zart-romantische Flair eines Lagerfeuers versprühte. Die Kollegen haben sich gefreut. Nicht. Ich wiederum konnte die Erkenntnis verbuchen, dass wirklich alles in der Wohnung nach Rauch stinkt, auch die Klamotten aus der hintersten Ecke des Schranks.

Mein nächstes großes Ziel nach der Klärung der Wohnsituation, war es also, nicht mehr zu stinken. Ich habe erstmal eine große Portion Wäsche in die Reinigung gebracht. Da diese dafür aber einen Zeitraum benötigt, der sich nur in Äonen sinnvoll messen lässt, musste ich mich neu einkleiden. Nicht zu 100%, aber ich hoffe, dass die Menschen in meiner Umgebung jetzt wieder vernünftig atmen können. Natürlich meldet sich ausgerechnet jetzt der Winter zurück.

Wie es von hier aus weitergeht, ist mir noch nicht ganz klar. In erster Linie heißt es abwarten, wie die jeweiligen Versicherungsgesellschaften auf die einzelnen Gutachten reagieren und welche Maßnahmen wann eingeleitet werden können. Realistische Prognosen sagen einen frühesten Beginn der Arbeiten in zwei Wochen voraus. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Der Brand hat es übrigens überregional in die Medien geschafft, selbst im Rheinland hat man davon gehört. Als ich am Mittwoch in die Wohnung zurrückkehrte, erwartete mich dort schon ein Kamerateam von RTL. Ich hätte meine Version der Geschehnisse auch vor laufender Kamera zum Besten geben können, habe das aber dankend abgelehnt. Im Grunde war das Angebot sowieso eher halbherzig, denn eigentlich waren sie auf der Suche nach Frau und Kind, die vom Balkon gerettet wurden. Leider hatte ich spontan alles vergessen, was ich über meine Nachbarn wusste.

Etwas später am Mittwoch, kam ein weiteres Reporterteam die Treppen hoch. Einer von denen hat mich angesprochen: Ja, hier hat es gestern gebrannt. Er sagte das so, als würde er mir bahnbrechende Neuigkeiten präsentieren, während wir beide in einem Hausflur standen der so aussah:

Ich war zu perplex für eine angemessen-schlagfertige Antwort.

Aber auch er war nur an der dramatischen Balkonrettung interessiert und bekam genauso wenig Infos von mir, wie RTL.

Hier noch eine Pressemeldung zu dem Brand:
Sieben Verletzte bei Feuer in Friedrichshain – Ich mag ja den Detailgrad der Berichterstattung und bin dankbar zu erfahren, dass mit einem C-Rohr gelöscht wurde.

Und dann lief das Ganze auch im Fernsehen mit beeindruckenden Bewegtbildern vom Brand und der dramatischen Rettung vom Balkon. Ich weiß, dass es bei Brisant und bei Taff lief (gleich am Anfang nach dem gekenterten Polizeiboot, keine Ahnung, wie lange das noch online ist). Wenn jemand die entsprechenden Videoausschnitte runterladen und mir zur Verfügung stellen könnte, ich wäre sehr dankbar – meine Mittel sind derzeit etwas begrenzt.

  1. Ein warmes Zimmer mit PC und großem Fernseher gibt es hier jwd, sogar mit Katzen. Ach ja, am Freitag, Sonnabend und Sonntag fahren wir zur Müritz, also sturmfreie Bude

  2. Hallo Ihr Lieben,

    wir sind echt froh, dass Euch allen nichts (gesundheitliches) passiert ist. Lasst Euch nicht unterkriegen. Wir drücken fest die Daumen, dass die Versicherungen nicht in Dauerfrost verfallen und schnell helfen. Hoffe, die Renovierung geht flott voran. Ansonsten meldet Euch bitte, wenn wir irgendwie helfen können – zumindesten mit zuhören und ein paar blöden Sprüchen zum Aufmuntern!!!
    Liebe Grüße von uns Dreien!

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