in live, music

Julia Marcell im 11Freunde-EM-Quartier

Public Viewing bei Fußball-Großereignissen finde ich mittlerweile schwierig. Klar, die Stimmung kann ganz toll sein. Aber die Sache kann auch anstrengend werden, Fußball-Fans gehören leider nicht zu den zivilisiertesten Mitgliedern unserer Gesellschaft. Deswegen hatte ich bei der EM auch gar nicht vor, auch nur einen Fuß in das EM-Quartier der 11Freunde zu setzen. Weil dort vor dem Halbfinale Deutschland gegen Italien aber die von mir überaus geschätzte Julia Marcell eine kleine Show gespielt hat, bin ich doch mal vorbei gegangen.


Julia Marcell

Jetzt zu schreiben, dass dort alles voller Fußball-Fans war, wäre vermutlich unnötig, oder? Nun, es war voll. Die haben im Garten des Postbahnhofs eine schicke Tribüne vor der großen Leinwand aufgebaut, überall etliche Bildschirme verteilt und da standen noch ein paar Zelte rum, in denen ebenfalls TVs hingen. Und überall waren Fußball-Fans in Deutschland-Trikots gehüllt und Schwarz-Rot-Gold lackiert, die ihre wertvollen Sitzplätze reservierten und verteidigten.


Julia Marcell

Der Auftritt von Julia Marcell und Band fand im kleineren Saal des Postbahnhofs statt. Und selbst dieser kleine Saal war mit den wenigen Zuschauern, die sich nach den ersten paar Takten nach drinnen verirrten, deutlich unterfordert. Ich schätze mal, der Saal war höchstens zu einem Viertel gefüllt. Aber die wenigen Anwesenden waren zumindest begeistert, von der sympathischen und mitreißenden Show auf der Bühne. Das war aber auch kein Wunder, denn obwohl man allen Bandmitgliedern eine gewisse Anspannung ob des inkompatiblen Publikums anmerkte, konnten sie doch nicht verhehlen, mit welcher Freude und Leidenschaft sie Musik machen.


Julia Marcell

Ich fand es auch schön, dass sie keine Zugeständnisse an die Zuschauerzusammensetzung machten. Das Repertoire von Julia Marcell gibt ja durchaus zugänglichere Songs als z.B. I Wanna Get On Fire her, die man bei so einem Auftritt bringen könnte. Aber es war ausgerechnet dieser Song, der an dem Abend am meisten gezündet hat und mir einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.

Schade fand ich, dass der Sound nicht zu 100 Prozent hinhaute, Piano und Violine gingen leider etwas unter, was leider einen nicht unwesentlichen Teil der Magie zerstörte. Und dass sie nur 45 Minuten spielen durften und ihnen trotz der Begeisterung des Publikums eine Zugabe verwehrt wurde, darf man getrost als Sauerei bezeichnen, bis zum Anpfiff war ja immerhin noch ne Stunde Zeit.

Die ich dann auch genutzt habe, um das EM-Quartier schnell wieder zu verlassen. Dass Deutschland an dem Abend aus der EM ausgeschieden ist, konnte mir die gute Laune, die mir das Konzert bereitet hat, übrigens nicht im Ansatz ruinieren.