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Firewatch

Ok, hier haben wir ein Spiel, in dem man als Spieler irgendwo im Nirgendwo eines amerikanischen Nationalparks einen Feuerturm besetzt und nach Waldbränden Ausschau hält. Das klingt erstmal nur so halbspannend, aber werft doch mal einen Blick auf den Trailer:

Seit ich den ersten Teaser dazu gesehen hatte, wusste ich, das ist mein Spiel! Diese Atmosphäre der Einsamkeit in der Wildnis so wunderschön präsentiert, hat mich sofort gefangen. Und all diese Erwartungen wurden diese Woche mit dem Erscheinen von Firewatch endlich erfüllt. Nach den ersten paar Minuten im Spiel, finde ich die Vorstellung, selbst mal einen Sommer auf so einem Turm zu verbringen, gar nicht sooo abwegig…

Mal die offensichtlichen Sachen zuerst: Das Spiel ist wunderschön. Ab einem gewissen Punkt steht dem Spieler eine Kamera mit noch 20 freien Bildern auf dem Film zur Verfügung. Also, Farbfilm und so. Die Geschichte spielt Ende der 80er, da war sowas der heiße Scheiß. Jedenfalls wollte ich noch den Tipp loswerden, dass man die Kamera auch benutzt, was man im Laufe der Story ganz leicht vergisst. Für das Spiel ist das Fotografieren unerheblich, aber man kann die gemachten Bilder hinterher hochladen und sich entwickeln und zuschicken lassen. Nettes Gimmick.

Firewatch reiht sich recht nahtlos in die letzten besprochenen Spiele hier ein. Ähnlich wie Oxenfree, Life Is Strange oder auch Gone Home* wird einem auch hier auf interaktive Art eine sehr spannende Story erzählt. Die Interaktion findet dabei auf zwei Ebenen statt: Natürlich steuert man die Spielfigur und führt gewisse Aktionen aus, die den Plot vorantreiben: Gehe zu Punkt X, sprich mit Person Y und dergleichen. Alle anderen Aktionen mit der Spielwelt sind optional.

Auf der zweiten Ebene ist man – trotz aller Einsamkeit – in ständigem Funkkontakt zu Delilah, die Vorgesetzte im Turm nebenan, zu der unser Hauptcharakter Henry im Laufe des Spiels eine recht intensive, allerdings rein akustische, Beziehung aufbaut. Die Dialoge der beiden sind das eigentliche Highlight des Spiels, weil diese auch zu großen Teilen interaktiv ablaufen und zumindest ich hatte beim Spielen das Gefühl, dass meine gewählten Antworten stimmig in die weitere Konversation integriert wurden. Der Effekt, der dabei eintritt: Man kann sich ziemlich gut mit der Hauptfigur identifizieren. Das fängt schon bei der Vorgeschichte von Henry an, die man im Intro selbst mitgestalten kann. Man hat oft die Wahl, ob man nett oder zynisch reagiert. Ob man sich offen und ehrlich oder eher verschlossen verschlossen positioniert. Man ist dadurch emotional sehr stark an die Charaktere gebunden, so dass einen deren Schicksalsschläge auch selbst treffen.

Kritisieren kann man die Spiellänge: Nach 5 Stunden war es bei mir vorbei und ich habe mich wirklich nicht beeilt. Mir persönlich reicht das, aber für andere ist das vielleicht ein Problem. Bei der Story gibt es ein paar kleine Probleme, wenn man hinterher genauer drüber nachdenkt. Während des Spielens fällt das aber nicht auf.
Andere Sachen sind technische Kleinigkeiten: Manchmal stört das Fadenkreuz (eigentlich ein Fadenkreis), das man ständig vor der Nase hat. Das könnte man vielleicht dynamisch ausblenden oder etwas weniger auffällig gestalten. Die Sache mit dem Funken während man durch die Gegend läuft ist ziemlich cool, man sollte nur nie während einer Konversation klettern, da man sonst ggf. eine der zeitlich begrenzten Dialogoption verpasst. Vielleicht bessern die Entwickler da noch nach.

Von mir gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung. Schaut euch das Spiel an, es lohnt sich!

Firewatch ist im Moment für PC und PS4 erhältlich. Die gesprochenen Dialoge sind komplett auf Englisch. Untertitel werden laut Entwickler in nächster Zeit auch in anderen Sprachen angeboten.

* Hab ich selbst noch nicht gespielt habe, aber man liest den Vergleich oft und das Spiel ist vermutlich etwas bekannter als die anderen beiden.