in live, music, night life

The Prodigy

So kurz vor Jahresabschluss ist hier noch ein kleiner Nachtrag fällig. Ende November waren The Prodigy und ich in der Arena und muss ich für rein persönliche chronologische Zwecke hier noch nachtragen. Gehirn-Outsourcing sozusagen, sonst vergess ich das doch wieder alles.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass sie bereits im Februar schonmal in Berlin waren und ich in meinen Kreisen ordentlich die Werbetrommel für das Konzert gerührt hatte. Während allerdings einige meiner Freunde rechtzeitig Tickets für die Columbiahalle gekauft hatten, blieb mir das Vergnügen verwehrt, da das Konzert überraschend ausverkauft war, als ich einen Monat später als besagte Freunde am Ticketschalter stand. Bei aller Skepsis gegenüber der akkustischen Leistung in der Arena, mir blieb dieses Jahr einfach keine andere Wahl.


Vorband Enter Shikari

Die Vorband hieß Enter Shikari und war mir im Vorfeld schon empfohlen wurden. Das war auch eine angemessene Vorband für eine Band wie The Prodigy aber ehrlich gesagt nicht ganz mein Fall. Sie haben einen Mix aus Metall und Elektro gespielt und diesen auf der Bühne auch sehr gut verkörpert. Immerhin wurde ich eine halbe Stunde sehr gut unterhalten.


The Prodigy

Nach einer gefühlten Ewigkeit namens Umbaupause gingen The Prodigy endlich an den Start. Meine eingangs erwähnten Bedenken bezüglich etwaiger akkustischer Defizite in der Arena begegnete man an diesem Abend mit brachialer Lautstärke. Ich weiß nicht, was sie mit dem Sound gemacht haben, aber er klang irgendwie seltsam. Laut ohne Ende – ich hatte ein paar Tage Tinitus hinterher – aber an keiner Stelle irgendwie schräg oder übersteuert, sondern immer irgendwie sauber. In den vorderen Reihen bemängelte man auch die Abwesenheit gewisser niedriger Frequenzbereiche, auf der Rollstuhltribüne – auf der ich mir das Konzert ansah – waren davon glücklicherweise ausreichend zu spüren. Ich nehme einfach mal an, dass die Soundtechniker mit Hilfe von Kompressoren und Limiter und einer Hand voll Magie den Sound so zurecht gebogen haben, dass sie ihn überhaupt soweit aufdrehen konnte. Vielleicht kann ja ein Profi noch mehr Hinweise in die Kommentare posten.


The Prodigy

Das Bühnenbild war im Großen und Ganzen nicht anders als vor vier Jahren: Liam Howlett stand in seinem Synthie-Und-Sampler-Olymp, flankiert von Drummer und Gitarrist und vorne turnten Maxim und Keith Flint ausdauernd umher. Das hat sich bewährt und funktionierte auch dieses Mal hervorragend, wie man auf den unscharfen Handy-Fotos leider überhaupt nicht erkennen kann.

Was auch sehr gut funktionierte waren die neuen Songs. Das Album Invaders Must Die habe ich zunächst etwas skeptisch beäugt. In meinen Augen ist es ein musikalischer Rückschritt der Band, quasi das bisher aus gutem Grund unveröffentlichte Album zwischen Experience und Music For The Jilted Generation. Die Songs sind nicht wirklich greifbar schlecht, aber sie fühlen sich nicht richtig an, wenn sie von einer Band kommen, die nach der eher mittelguten Single Baby’s Got A Temper die kreative Notbremse gezogen hat, weil sie sich nicht wiederholen wollen. So kontrovers das vorletzte Album Always Outnumbered, Never Outgunned auch aufgenommen wurde, es war eine kreative Weiterentwicklung ohne Rücksicht auf kommerzielle Erwartungen. Diese 180°-Wende jetzt zu Songs, die so klingen wie damals, als man mit dem Scheiß auch noch ganz gut Geld verdiente, wirkt auf mich etwas scooteresk. Aber wie gesagt, live auf der Bühne funktioniert das neue Material. Die neuen Songs fügen sich nahtlos in die alten Songs ein und entfalten die gleiche Power.


The Prodigy

Was die musikalische Entwicklung der Band angeht, bin ich dennoch etwas besorgt und Schuld daran ist tatsächlich eher noch das Konzert als das neue Album, genauer gesagt, die Songauswahl für das Konzert. Sie haben Titel von fast allen Alben gespielt: Von Experience, Jilted Generation, Fat Of The Land und Invaders Must Die. Aber nicht ein Song von Always Outnumbered, Never Outgunned. Zusammen mit der stilistischen Neu- bzw. Altausrichtung auf Invaders Must Die riecht das für mich ein wenig nach Verdrängung einer ungeliebten kreativen Phase in der Bandgeschichte. Leider halte ich Always Outnumbered, Never Outgunned für eines der besten und stärksten Prodigy-Alben. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt…

Zum Schluss noch ein kleiner Gruß an die Arena: Ich war von dem Abend tatsächlich positiv überrascht, trotz aller Bedenken. Wenn ihr jetzt noch behindertengerechte WCs in den Laden einbaut, könnte man euch als Konzertlocation tatsächlich wieder ernsthaft in Erwägung ziehen.

  1. Enter Shikari hiess die band! ich hatte es schon vergessen. danke.ich kann dir in allen punkten nur zustimmen. an dieses ohren sausen werde ich mich noch lange gern zurück erinnern.zumal wir ja ein super VIP platz hatten.
    LG und ein schönes Fest.

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Webmentions

  • sixumbrellas » Blog Archiv » The biggest fuckup 2009 25. Dezember 2009

    […] hier immerhin von Frankfurt am Main, ne? Lautstärketechnisch muss der sich nicht hinter einem Prodigy-Konzert […]