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Poliça

Gestern Abend war ich im Fritzclub bei der mir bis dato völlig unbekannten Band namens Poliça. Der Abend hat nicht nur sehr viel Spaß gemacht, sondern mich auch wieder neue Musik entdecken lassen.


Phantogram

Die Entdeckung kam in Form der Vorband Phantogram daher, eine Dreier-Formation aus New York mit einer Sängerin am Keyboard, einem Sänger an der Gitarre und einem Drummer .. äh.. an den Drums. Der Sound lässt sich nicht so ganz eindeutig zuordnen. Das ist durchaus alles sehr elektronisch, der Gesang wird oft sehr gehaucht vorgetragen und das Tempo ist meist auch etwas getragener. Nach meinem Empfinden gehört das alles irgendwie in die Trip Hop – Ecke.


Phantogram

Wenn Phantogram als Vorband mit ihrem kleinen Setup so vor den beiden (!) großen Drumsets der Hauptband stehen, dann wirkt die Band winzig. Da steht ja nur ein kleiner Moog, einer hat ne Gitarre in der Hand und der Drummer hockt hinter einem niedlichen kleinen Drumset am Rand der Bühne. Diese optische Winzigkeit haben sie gestern Abend aber ganz einfach durch brachiale Lautstärke kaschiert.


Phantogram

Das ist auch die einzige Kritik, die ich an Phantogram üben kann. Durch die Lautstärke konnte man oft die Nuancen einzelner Titel nur erahnen, statt sie wirklich zu hören. Aber davon abgesehen habe ich mich in die Musik sofort verliebt. Die Show hat auch echt Laune gemacht, was vor allem am Drummer lag, der unglaublich viel zu tun hatte, hinter seinem kleinem Schlagzeug.


Poliça

Es war überhaupt der Abend der Drummer, denn auch bei Poliça spielten die Drums keine kleine Nebenrolle. Bei Poliça steht man zu viert auf der Bühne: Eine zierliche – fast schon hagere – Sängerin, die ab und zu an einem Sampler oder so rumspielt, ein Bassist, der die beste Frisur des Abends präsentierte und zwei Drummer hinter zwei ausgewachsenen Drumsets. Mein Verdacht ist ja, dass die beiden Drummer was miteinander haben und weil einer nicht wochenlang zu Hause rumhängen will, wenn der andere auf Tour ist, spielen sie halt zusammen. Untermauert wurde diese Theorie, von den verliebten Blicken, die sich jeweils nach besonders gelungenen Breaks zugeworfen haben. Musikalisch war es meiner Meinung nach nicht nötig, da zwei Drumsets spielen zu lassen, auch wenn ich der letzte bin, der sich über zu viel Schlagzeug beschwert, das war gelegentlich schon recht effektvoll und hat viel Spaß gemacht.


Poliça

Im Endeffekt sorgten die beiden Drummer auch dafür, dass der Fokus der Show auf diesen beiden lag. Ich war jedenfalls die ganze Zeit wie hypnotisiert von dem Parallel-Getrommel. Dass die Sängerin sehr charmant gesungen und der Bassit mit der tollen Frisur auch toll gebasst hat, geriet etwas in den Hintergrund.

Weil man als Band aber nicht genug Alleinstellungsmerkmale haben kann, hat sich Poliça neben zwei Drummern auch gleich noch einen speziellen Namen verpasst. Sieht erstmal irgendwie polnisch aus, allerdings existiert im Polnischen weder das Wort noch der Buchstabe ç, außerdem kommt die Band aus den Vereinigten Staaten. Es ist wohl am Ende nur eine raffinierte Maßnahme, um sich interessant zu machen und Musikjournalisten und Bloggern etwas zu geben, worüber sie schreiben können. Von mir aus. Solange sie großartige Musik machen, wie gestern Abend.