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Paddeln in Polen 2012

Ich glaube, ich schulde euch noch einen Paddelbericht von diesem Jahr und wann würde es besser passen, sich an die schönen und warmen Tage im Jahr zu erinnern, als jetzt, wo es draußen nur dunkel, kalt und trostlos ist.

Also, es war einmal im Sommer …

… als uns der Reiseleiter nach Polen führte. Er sagte uns nicht, wohin genau es gehen würde, denn anlässlich des 5. Jubiläums von Paddeln in Polen sollte es eine Überraschungstour werden und überrascht sollten wir werden. Unsere Reisegruppe war dieses Jahr sehr klein, gerade mal fünf Zweibeiner verteilten sich auf vier Boote, drei Zweier-Kajaks und ein Einer. Der Hund war natürlich auch wieder dabei.

Wir erfuhren tatsächlich erst bei Ankunft in einem Örtchen namens Gowidlino wie der Fluss hieß, auf dem wir die nächsten zwei Wochen verbringen würden: Die S?upia. Erste große Überraschung: Niemand von uns hatte je von diesem Gewässer gehört. Gesprochen wird das übrigens Swupia und da ich kein ? auf meiner Tastatur habe, werde ich sie im Folgenden auch so bezeichnen.

Den ersten Abend verbrachten wir an einem See, campierend direkt am Strand, was leider nicht so idyllisch war wie es sich anhört. Es war mehr so ein Dorfstrand mit Dorfjugend und Imbiss. Der Imbissinhaber konnte noch ein wenig deutsch und hatte leckeren frittierten Fisch im Angebot, so dass wir immerhin nicht verhungern mussten. Für die eine Nacht war das Ok und es sollte in den nächsten zwei Wochen der letzte Abend gewesen sein, den wir ohne Lagerfeuer auskommen mussten.

Unsere erste Etappe führte uns bei heftigem Gegenwind über den Gowidli?skie-See an dessen Ende wir uns durch dicht gewachsenes Schilfgras und an toten Bibern vorbei zum Ausfluss der Swupia durchkämpfen mussten. Die Swupia war zunächst sehr eng und stark bewachsen, gelegentlich hatten wir mit unserem Zweier-Kajak schon Probleme, durchzukommen.

Den genauen Tourverlauf der ersten Etappe krieg ich nicht mehr zusammen, am Ende kamen wir auf einem großen und kalten See an, an dessen Ende wir uns auf einer Halbinsel eine einladende Wiese gesucht haben, auf der wir unser Lager errichteten. Bevor wir uns an das Feuerholz-Sammeln machten, führte uns der Reiseleiter in den beschaulichen Ort Suleczyno, wo es nicht nur leckeres Softeis und Störche zu bestaunen gab, sondern auch schon die erste große Überraschung der Tour: Das Wildwasser.


Wildwässerchen

In dem Ort gibt es ein paar Brücken, unter denen jeweils ein paar Meter Wildwasser entlang fließt, wenn man das so ausdrücken kann. Stromschnellen wäre eine ehrlichere Bezeichnung. Die Gefahrenzone unter der ersten Brücke konnten wir dementsprechend sehr genau studieren und das war ehrlich gesagt halb so wild. Es war eben flach und ein paar größere Steine lagen im Weg, aber richtig gefährlich sah es für mich nicht aus. Trotzdem überließ mir meine Liebste das Boot und umwanderte mit dem Hund die Gefahrenstellen, um sich an einer der späteren Brücken für die Action-Fotos in Position zu bringen.


Störche

Vorrausgesagt waren drei Brücken mit eben drei Wildwassern, wobei das dritte das spannendste sein sollte. In echt waren es vier Brücken.


Flach, schnell und voller Steine

Die Stelle unter der ersten Brücke war so harmlos, wie ich mir das dachte. Da hatten wir uns vorher noch genau angeschaut, welche Steine wir wo umfahren müssen – die Kombination war glaube ich links, mitte rechts und links, oder so – nur um dann festzustellen, dass es völlig egal war, wie wir da über die Steine rutschten. Unter der zweiten Brücke war so gut wie gar kein wildes Wasser und unter der dritten Brücke spielte sich dann die folgende peinliche Szene ab:

kentern

Irgendein Kiesel hat das Boot so abgelegt, dass ich auf die beiden Steine da am Rand aufgelaufen bin und da es sehr flach und steinig war, konnte ich auch nicht großartig gegenlenken. Was in dem bewegten Bild noch recht dynamisch und schnell aussieht – stellt euch mal die Benny Hill – Musik dazu vor – war in Wirklichkeit eine recht langsame Veranstaltung:

Ehrlich, wenn man da selbst im Boot sitzt, kommt einem das viel schneller vor. Was man aber im Video ganz gut sehen kann: Der Fluss ist tatsächlich recht fix unterwegs.

Dann kam die vierte Brücke. Da wir Profis sind, sind wir natürlich schon bei der ersten Brücke mit entsprechendem Abstand zueinander gestartet. Das ist bei Flüssen mit starker Strömung wichtig, denn wenn ein Boot Probleme hat und ein zweites dicht dahinter fährt, dann muss das zweite Boot bremsen und hat selbst keine Chance mehr, gegen die Strömung zu arbeiten. Am Ende haben zwei Boote ein Problem.

Ich hatte das dritte Boot und als ich bei der vierten Brücke an kam, bot sich mir der folgende Anblick: Vor mir ging es bergab. Das Wasser überbrückte locker einen Höhenunterschied von zwei drei fünf Metern und zwischen dem weißen Rauschen ragten meterhohe Felsen hervor. Am rechten Rand hatte der Gepäckbootpaddler sein Boot zwischen ein paar Felsen geparkt und am linken Ufer war B. mit ihrem Kahn gestrandet.


Foto von einer ganz anderen Stelle, wo die Boote ohne Fahrer durch mussten

Leider existieren von der Stelle keine Fotos. Meine Liebste stand ja mit der Kamera leider an der falschen Brücke und alle anderen waren da irgendwie zu abgelenkt, um Fotos zu schießen. Ich will auch nicht ganz ausschließen, dass ich in meiner Erinnerung jetzt ein wenig übertreibe, aber die Stelle hat mir spontan Respekt eingeflößt.

Ich überließ das Boot mehr oder weniger sich selbst, habe nur wenig korrigiert und im Gegensatz zu meinen beiden Mitpaddlern mehr Glück bei der Wahl der Fahrrinne gehabt. Jedenfalls bin ich ohne größeres Anecken durch die Stelle hindurch gekommen und habe das Boot erst ein paar Meter später auf flachem Grund aufgesetzt, wo ich erstmal ein wenig durchatmen musste. An der darauffolgenden Umtragestelle hat uns der Reiseleiter eröffnet, dass wir uns jetzt Wildwasserpaddler der Stufe 2 nennen dürfen, was ich fortan mit Stolz tun werde.

Der Rest der Etappe war weniger wild, aber auf seine Weise anstrengend. Es begann mit einer Umtragestelle an der die Boote satte 100 m umgetragen werden mussten. Der Reiseleiter hatte einen Bootswagen im Gepäck, ohne den wir an der Stelle wohl kapituliert hätten. Überhaupt war das ein sehr praktisches Accessoire, wie wir im Laufe der Tour noch feststellen durften.


Idyllisch, aber flach

Nach dem Umtragen präsentierte sich die Swupia sehr idyllisch, aber auch verdammt flach. Alle paar Meter mussten wir das Boot verlassen und uns treidelnd fortbewegen. Dazu kamen noch zahlreiche kleine Wehre bzw. Schwälle. Manche davon konnte man einfach durchfahren bzw. durchfallen. Bei einem haben wir die Boote ohne Fahrer durchgeschickt. Ach ja, und ein paar Baumhindernisse waren auch noch dabei. Das war ein Spaß!


Baumhindernis

Allerdings sind wir nur sehr langsam voran gekommen, so dass uns bei unserer Ankunft auf dem ?ukowskie See neben einem kleinen Gewitter …


Kleines Gewitter

… auch einer der malerischsten Sonnenuntergänge der ganzen Tour erwartete.


Malerischer Sonnenuntergang

Was uns hingegen nicht erwartete, war ein Biwak-Platz. Die letzten Minuten mit Tageslicht verbrachten wir mit der kniffligen und demokratischen Wahl des Lagerplatzes und dem anschließenden Schleppen unseres Gepäcks. Eine stabile Mehrheit der Gruppe hat sich für das Lager auf dem Hügel weit ab vom See entschieden. Eine bekloppte Idee, aber eben auch eine mit schöner Aussicht.


Ein wenig Regen

Außerdem war der nächste Tag unser erster Pausentag, da hat man schon Ansprüche was die Wahl des Wohnorts angeht. Während die Ladies den Pausentag auch ausgiebig genießen durften, schwangen sich die Männer in die Boote und machten sich am anderen Ende des Sees auf Nahrungssuche. Was ein kurzer entspannter Shoppingtripp werden sollte, weitete sich schnell in eine ausgewachsene Wanderung aus. In dem Örtchen am See gab es natürlich kein Laden und natürlich kommt irgendjemand bei der Wanderung in den Nachbarort auf die Idee, dass man den Weg doch hier übers Feld abkürzen könne.


Camp auf dem Hügel

Seit ihr schonmal über einen Meliorationsgraben gesprungen? Nein? Ich schon, zwei Mal, weil der Weg hinter dem Meliorationsgraben nur noch weitere und breitere Meliorationsgräben offenbarte und wir wieder zurückspringen mussten. Faszinierenderweise ist keiner von uns in der braunen Pampe gelandet und die Abkürzung war trotz dieser kleinen Episode tatsächlich kürzer als der Weg über die Landstraße. Abgesehen davon, dass wir einen Tagesmarsch hinter uns bringen mussten, war das Shopping am Ende erfolgreich.


Ich fühle mich beim Erholen nicht ernst genommen

Was für ein erholsamer Pausentag das war.


Abends

Das Highlight der dritten Etappe war das Wasserkraftwerk Struga. Angeblich eines der ältesten Wasserkraftwerke Europas oder das älteste derer, was noch in Betrieb ist oder irgendwas in der Art. Leider war es nicht sonderlich sehenswert, dafür jedoch ein ziemliches Hindernis für Paddler. Bis zum Kraftwerk fährt man einen entspannten Kanal, der parallel zum alten und trockengelegten Flusslauf der Swupia verläuft. Am Kraftwerk angekommen, mussten wir die Boote wieder in die Original-Swupia umtragen.


Das alte Kraftwerk

Abgesehen von dieser Störung, war der Rest der Etappe wieder sehr schön. Die Swupia war hier sehr kurvig, mit angenehmer Strömung und nicht übermäßig viel Hindernissen. Einzig meine Kondition machte gegen Ende der Tour etwas schlapp. Ich war hundemüde und hätte das Zelt am liebsten auf dem nächstbesten Biwakplatz aufgebaut.


Grashüpfer

Aber Mutter Natur ist auf solche Situationen vorbereitet und schickte mir diesen freundlichen kleinen Grashüpfer vorbei, der viel gute Laune im Boot verbreitete. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie das kitzelt, wenn einem so ein Vieh den Hals entlang krabbelt.

Zur Strafe musste er hinterher ein langes Fotoshooting über sich ergehen lassen. Er war übrigens gar nicht untalentiert.

Geplant war eigentlich, die Etappe beim nächsten Biwak-Platz zu beenden. Leider lag dieser direkt neben einer viel befahrenen Straße, so dass wir uns einstimmig dafür entschieden, gleich die unverschämt kurze Etappe des Folgetages durchzufahren und dafür einen Tag mehr Pause zu machen.


Malerischer Sonnenuntergang, schon wieder

Ein paar Kilometer weiter und kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir den G??bokie See an dessen Ende sich ein sehr schöner Biwakplatz mit reichhaltiger Ausstattung befand. Teil der Ausstattung war ein riesiger Holz-Wigwam, also eine Art Turm aus Holz mit Feuerstelle im Innern. Das war als Sehenswürdigkeit ganz witzig, wurde von uns aber nicht in Beschlag genommen. Das Ding war definitiv ein Markenzeichen dieses Platzes, trotzdem habe ich kein einziges Foto davon gemacht. Sorry.


Dunkelheit, am Einbrechen

Während der Platz mit seiner Austattung an hölzernen Wigwams, überdachten Bänken und Tischen, einem Strand und sogar einer Wäscheleine mächtig punkten konnte, sah es in Sachen Feuerholz hingegen mau aus. Ich habe noch nie einen so aufgeräumten Wald gesehen. Oder lasst mich das anders formulieren: Ich habe mich noch nie in einem so aufgeräumten Wald verlaufen. Es war stockfinster, als ich mich mit meiner Taschenlampe auf die Holzsuche begab und ich musste weit laufen, um wenigstens ein paar trockene Zweige zu finden und dabei bin ich wohl irgendwo falsch abgebogen. Hätte ich nicht die Taschenlampen der anderen gesehen, die bereits Suchtrupps nach mir ausgesandt hatten, ich würde bestimmt heute noch in den polnischen Wäldern herumirren.

Das Holzproblem haben wir am nächsten Tag mit Hilfe von Tageslicht und Campingsägen recht einfach in den Griff bekommen, es war ja schon wieder Pausentag und zwar einer, den ich dieses Mal auch als solchen verbrachte, während die anderen mit unserem improvisierten Einkaufswagen Shoppen gegangen sind.


Einkaufswagen

Die eigentlich geplante Wanderung um den See wurde mehrheitlich verweigert, einzig der Reiseleiter hat später am Tag noch einen längeren Spaziergang unternommen und die Lage ausgekundschaftet.


Drei Boote

Der Start der nächsten Etappe versprach nämlich interessant zu werden: Der Wasserweg wurde erneut durch ein etwas größeres Wasserkraftwerk versperrt, was kilometerweites Umtragen zur Folge gehabt hätte. Selbst mit Bootswagen erschien uns das zu viel, so dass wir im Ort einen Transport organisiert haben, der uns und unsere Boote bis zu nächstmöglichen Einsetzstelle transportiert hat. Im Auto war das eine ganz schön lange Strecke, ich war sehr froh, dass wir nicht auf die blöde Idee gekommen sind, das selbst zu versuchen.


Mond

Ziemlich genau, nachdem wir unsere Boote abgeladen, unser Gepäck darin verstaut hatten und losfahren wollten, fing es an zu regnen. Aus lasst uns diese eine dunkle Wolke da oben abwarten, dahinter wird’s schon wieder heller wurde ein oh, es regnet sich jetzt wohl ein. Während wir die folgenden Stunden warteten, schlossen wir Freundschaft mit der örtlichen Tierwelt, u.a. mit der Katze namens Stöpsel und dem Welpen namens Welpi. Der Abschied fiel uns schwer, ging aber mit dem Ende des Regens einher, was unsere Laune dramatisch verbesserte.


Nach dem Regen

Bei Windstille der Stärke 12 und schönstem Abendlicht cruisten wir ungemein entspannt durch ein Wasserreservat einer großen Enttäuschung entgegen.


Schwan mit Verfolgungswahn

Eine Tradition, die seit der ersten Tour einen festen Platz im Programm hat, sollte an diesem Abend herb verletzt werden: Die Insel, die der Reiseleiter für die nächste Übernachtung ausgesucht hatte, war leider viel zu klein für uns.


Zu kleine Insel

Wir schlugen unser Lager stattdessen auf einer Art Deich am Rand des Sees auf, der eine unfassbar schöne Aussicht bot, dass wir für die fehlende Insel mehr als genug entschädigt wurden.


Die Aussicht

Wir waren gerade dabei unsere Zelte auf dem Deich neben so einem kleinen Wanderweg aufzubauen, als sich eine Gruppe Spaziergänger näherte. Ich hatte kein gutes Gefühl, weil wir ja wild campten und sowas auch in Polen prinzipiell nicht erlaubt ist.


Caspar David Friedrich hat angerufen und möchte sein Motiv zurück

Ein paar Minuten später habe ich mich für mein schlechtes Gefühl geschämt. Eine Frau aus der Gruppe konnte deutsch und wurde vom Rest dazu verdonnert, uns nach dem Woher, dem Wohin und dem Warum überhaupt auszufragen. Sie war früher selbst Paddlerin, hatte eine Art Wochenendhaus gleich um die Ecke und war total begeistert von unserer Art Urlaub zu machen. Ihre Einladung für den Abend haben wir dankend abgelegt, aber das war eine sehr herzliche Begegnung.


Malerischer Sonnenuntergang, mal wieder

Am nächsten Morgen wehte immer noch kein einziges Lüftchen, nur der Flügelschlag des Seeadlers wenige Meter über dem See sorgte für etwas Wind. Ja genau, ein Seeadler. Oder zumindest ein verdammt großer Raubvogel. Keine Ente. Ganz in der Nähe soll es eine Art Naturschutzgebiet für Seeadler geben. Leider war das Vögelchen zu schnell, als dass einer hätte ein Foto machen können.


Nachts auf dem Deich

Nach einem erfrischenden Bad in dem stillen aber nichts desto trotz eiskalten See hatte ich Boot und Fluss für mich allein. Die Mädels wollten mal ein Mädchenboot haben und da ich bei der Umtragestelle als letzter ablegte und dank des Uferschlammes eine großzügige Reinigungspause einlegte, war ich tatsächlich allein. Die Strömung und ich. Zwischenzeitlich war kein menschengemachtes Geräusch zu hören, außer dem Plätschern meines Bootes. Das war so ein bisschen schön.


Schön

Für die folgende Nacht richteten wir uns in auf einem etwas stärker bevölkerten Zeltplatz nahe dem Örtchen D?bnica Kaszubska ein, wo wir auf Anraten unserer Bekanntschaft vom Vorabend legendäres und sagenumwobenes Eisbein essen wollten. Leider fanden wir nur Kebab-Pizza und hier ist ein Tipp für die nachfolgenden Generationen: So verlockend die Kombination aus Pizza und Döner auch erscheinen mag, hinterher wird euch furchtbar schlecht sein.


Zelt im Nebel

Weil wir aus dem lasst uns diese eine dunkle Wolke da oben abwarten, dahinter wird’s schon wieder heller vor zwei Tagen unsere Lehren gezogen haben, sind wir am Folgetag unmittelbar vor der herannahenden dunklen Gewitterwolke losgefahren. Das war vermutlich nicht sonderlich clever, aber – liebe Kinder, bitte weglesen – auch gar nicht weiter schlimm. Wir waren nicht auf offener Wasserfläche und durch die vielen Bäume am Ufer meist vor dem Regen geschützt. Irgendwann sind einem die Sommergewitter so ein bisschen egal.


Regenbogen

Am Ende der Tour erwartete uns ein schöner Regenbogen und ein weiterer kleiner Platzregen, der genau so lange mit dem Loslegen wartete, bis wir unser Tarp aufgebaut hatten. Nett. Das war ein schöner Platz, wo wir schon wieder einen Pausentag einlegten. Man könnte meinen, soviel Pause, das hält doch kein Mensch aus. Stimmt auch, deswegen haben wir den halben Wald zerlegt und daraus Lagefeuer gebaut. Vielleicht nennen wir es lieber Osterfeuer, wir hatten inzwischen wirklich jedes Augenmaß verloren. Und leider auch das Sägeblatt einer der Sägen. Das war aber vielleicht auch ganz gut so, sonst hätte Rohan noch seine Reiter losgeschickt.


Platzregen

Falls ihr mal in einer ähnlichen Situation seid: Stellt vor dem Entzünden des Feuers sicher, dass der Spiritus, den ihr gerade in der Hand habt, nicht noch anderweitig gebraucht wird. Zum Kochen beispielsweise. Andernfalls steht euch ein langer und beschwerlicher Fußmarsch in die Zivilisation bevor.


Feuerholz

Die Swupia ist zwar ein ziemlich kleines Flüsschen, hat’s aber insgesamt doch recht eilig. Hier das obligatorische Gegen den Strom – Video. Schneller waren Wda und Drawa auch nicht:

Was man an der Stelle vielleicht mal erwähnen sollte: Ich war fast jeden Tag im Wasser, schon allein der Hygiene wegen. Aber das Wasser war wirklich überall unverschämt kalt. Vom ersten See bis zu den letzten Flussmetern. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob das nicht vielleicht gemeine und hinterhältige Absicht war. Andererseits war das ein wahres Wundermittel gegen die vielen Mückenstiche.


Mond

Zwei Etappen lagen noch vor uns, dazwischen nochmal ein Pausentag. Die insgesamt zu paddelnde Strecke betrug gerade mal 125 km, der Reiseleiter hat dieses Jahr äußerst entspannt geplant.


Tasten

Auf der vorletzten Etappe haben wir einen Zwischenstop in S?upsk eingelegt, einer mittelgroßen Stadt mit viel Sehenswürdigkeiten und einem schönen Stadtpark, wo wir die Boote während unseres Stadtbummels parkten. Da wir nach fast zwei Wochen im Wald das angemessene Erscheinungsbild aufwiesen, kehrten wir im mutmaßlich teuersten Restaurant der Stadt ein und ließen uns ein Festmahl servieren. Die Boote lagen anschließend tiefer im Wasser und das Abendessen fiel an diesem Tag etwas spärlicher aus.


Der Garten

Der letzte Platz vor dem Ziel war unser erster Bezahlplatz, ein wunderbar gepflegtes kleines Gärtchen direkt am Fluss. Hier mussten wir sogar das Feuerholz für unsere Lagerfeuer bezahlen, welche im Vergleich zu den Nächten davor recht lächerlich waren. Hätten wir gewusst, was uns erwartet, hätten wir uns diesen Pausentag noch aufgespart.


Kleines Lagerfeuer mit Mais

Die letzte Etappe war insgesamt unspektakulär. Der Fluss war relativ breit und strömte weitgehend hindernisfrei vor sich hin. Rückblickend spricht es natürlich nicht für mich, dass ich wirklich keinen blassen Schimmer hatte, was die große Überraschung am Ende des Flusses sein könnte. Ein Mindestmaß an Grundwissen in Geografie sollte einem da eigentlich ein paar Ideen geben. Ich bin aber wirklich nicht drauf gekommen. Ich habe brav alle Hinweisschilder ignoriert, die an den Biwakplätzen aushingen und ich wollte mich auch gern überraschen lassen.

Vor der letzten Kurve sammelte sich die Gruppe noch einmal, um die letzten Meter in Formation zu paddeln. Hinter der Kurve ging es durch eine etwas größere Brücke …


Brücke

… vorbei an Fischkuttern …


Fischkutter

… an Kriegsschiffen der polnischen Marine …


Kriegsschiffe

… und an endlos vielen Möwen.


Möwen

Und dann war da die Ostsee.


Ostsee

Wir sind auf die Ostsee gepaddelt.


Auf der Ostsee

Wir sind auf der Ostsee gepaddelt.


Wir auf der Ostsee

Ich bin jetzt ein Hochseepaddler.


Der alte Mann und das Meer

Vor uns war nichts weiter als das blaue Meer, der endlose Himmel und Schweden.


Schweden, irgendwo dahinten

Und links von uns näherte sich ein hübsches kleines Gewitter.


Gewitter

Wären wir eine Stunde später angekommen, hätten wir vielleicht nicht so viel Spaß auf dem großen Wasser gehabt. Das Wetter war wirklich traumhaft, das Wasser wogte ganz leicht vor sich hin und der Strand war voller Leute, die uns neugierig und verwundert musterten.


Angler

Das Anlanden war trotz des wirklich mickrigen Seegangs reichlich abenteuerlich. Wir wären um ein Haar am Strand gekentert, wo sich diese winzig kleinen Wellchen gebrochen haben. Man sollte immer frontal auf das Ufer zufahren, nicht schräg. Aber selbst wenn man gerade drauf zu fährt, reichen die Minimalwellen schon aus, um den ein oder anderen Schwall Brackwasser ins Boot zu befördern.


Möwe

Kaum an Land angekommen verscheuchte uns der Bademeister sogleich wieder von seinem Strandabschnitt, da wir wohl den Hundestrand um ein paar Meter verfehlt hatten. Aber wir mussten ohnehin noch ein paar Meter strandaufwärts paddeln, um zumindest halbwegs in der Nähe des Zeltplatzes anzulanden. Der war nämlich tief im Landesinneren und erforderte den Einsatz des Bootswagens. In der Zwischenzeit war das – übrigens sehr beeindruckende – Gewitter da und wir kurz darauf klitschnass.


Eine andere Möwe

Leider war uns das Wetter ab da nicht mehr so gewogen wie auf dem Rest der Tour. Das Gewitter verschwand zwar recht bald wieder aber in der Nacht hat es erneut angefangen zu regnen und es wollte bis zum Abend des nächsten Tages nicht mehr so recht aufhören. Wir mussten leider feststellen, dass unser Zelt diesen Wassermassen nicht mehr gewachsen war, die Regenjacken waren noch nass vom Vortag und unsere Laune ziemlich am Boden. Zum ersten Mal in den zwei Wochen wollte ich nach Hause.


Neues Domizil

Wir haben schließlich unser Zeltlager aufgegeben und sind in Hütten umgezogen. Die Regenjacken haben wir an den Handtrocknern auf der Toilette getrocknet und nach der ersten Dusche in zwei Wochen habe ich mich ganz ordentlich vor meinem eigenen Spiegelbild erschrocken.


Wellengang am nächsten Tag

Die letzte Amtshandlung am Abend vor der Abreise war das Bad in der Ostsee. Die Wellen waren hoch genug, dass ich ordentlich Spaß hatte. Wären wir bei diesem Wetter mit den Booten angekommen, wären wir ersoffen.


Ich in der Ostsee

Wie jedes Jahr habe ich den Verlauf der Tour in einer Karte festgehalten, mehr oder weniger genau, der Reiseleiter hat seinen eigenen Bericht im Faltboot-Wiki aufgeschrieben und hier gibt es noch mehr Bilder.


Paddeltour auf der Swupia 2012 auf einer größeren Karte anzeigen

    • Ja definitiv. Wir haben sehr schnell bei unserem Reiseleiter mehr Flusstrecke eingefordert, nachdem wir bemerkt haben, dass auf Seen Wind weht, während der Fluss meist in die richtige Richtung strömt 😉

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