War das wirklich nur ein Jahr? Mir kommt es vor, als sei seit Januar ne komplette Dekade an uns vorbeigezogen. Und zwar keine schöne.
Man wird das vermutlich aus dem folgenden Text nicht rauslesen, ich neige ja schon auch eher zu Optimismus und einer naiv-positiven Grundhaltung, aber das Jahr hat mich ein paar mal ziemlich runtergezogen. Soviel Wahrheit muss sein.
Diese ganze Pandemiesache zieht sich und man schwankt ständig zwischen euphorischer Freude, weil man glaubt, Licht am Ende des Tunnels zu sehen – ganz ehrlich, ich war selten so gut gelaunt, wie nach der ersten Impfung – und zwischen absoluter Depression, weil die Scheiße irgendwie nie endet.
Davon mal abgesehen, habe ich versucht, das beste draus zu machen. Schauen wir mal, ob mir das gelungen ist.
Zugenommen oder abgenommen?
Wie immer, keine Ahnung. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass ich abgenommen habe.
Zum einen hab ich weniger Alkohol getrunken übers Jahr, was vielleicht etwas überraschend klingt, aber es mangelt an Gelegenheiten und hier so zu Hause scheint Trinken nicht zu meiner Pandemiebewältungsstrategie zu gehören. Das ist eine recht positive Erkenntnis.
Die andere Sache ist das Laufen. Als ich anfing, das hier zu schreiben, zeigte mir meine Jahresstatistik 1,296.18 gelaufene Kilometer für 2021 an. Das hat mich gewurmt. Also hab ich Shorts und Shirt übegeworfen* und die 1300 km noch geknackt. Albern, ich weiß. Ich habe das über das Jahr mehrfach bemerkt, wie gut mir das Laufen tut und wie sehr es mir fehlte, wenn ich nicht laufen konnte. Solche spontanen Ach, ich lauf eben doch noch schnell mal 10 km – Momente gab es dieses Jahr häufiger.
Immerhin hat sich das ausufernde Training auch in neuen Bestzeiten und einer insgesamt besseren Kondition bemerkbar gemacht. Meine Trainingspace liegt derzeit so bei 5:40-5:50 min. Ich hab gerade keine Vergleichszahlen aus den Vorjahren zur Hand, aber das ist deutlich schneller.
Den Halbmarathon bin ich dieses Jahr in 1:58:54h gelaufen. Krass, oder?
Mehr ausgegeben oder weniger?
Ich vermute mehr, weil ich wirklich nicht gut drauf achte, was ich so ausgebe und nicht das Gefühl habe, irgendwie mehr zur Seite gelegt zu haben, als sonst. Dabei hielten sich die großen Anschaffungen dieses Jahr in Grenzen. Neuer Schreibtisch und Stuhl fürs Homeoffice, ein neuer Synthesizer (yeah), eine neue Laufuhr, das ist recht überschaubar, zumal ich kaum Geld für Urlaub ausgegeben habe. Da scheinen sich wohl die kleineren Ausgaben zu summieren, muss ich mal im Auge behalten.
Der hirnrissigste Plan?
Ich habe meine Mama zum Impfen gefahren.
Das war an sich nicht hirnrissig, aber sie hatte einen Termin morgens um 8 oder so in Frankfurt/Oder und da ich in Berlin wohne und sie in Königs Wusterhausen einsammeln musste und wegen etwaigem Verkehrsaufkommen konservativ geplant habe, bin ich irgendwann um halb 4 aufgestanden.
Lief soweit problemlos, wir waren ne Stunde zu früh da und meine Mama war der erste Impfling des Tages. Aber hirnrissig ist die Gesamtsituation, die so einen Stunt erst nötig gemacht hat. Impftermine waren anfangs ein rares Gut. Wenn nochmal jemand behauptet, die Deutschen wären ja ach so organisiert, dann möge man gerne auf unsere Impfkampagne verweisen.
Ich meine, ich selbst bin bis nach Charlottenburg(!) gefahren für meinen ersten Shot. Wie absurd.
Die gefährlichste Unternehmung?
Anfang Mai hat’s hier zwei Tage ziemlich gestürmt. Ich hielt es am Ende des zweiten Tages für eine gute Idee, trotzdem Laufen zu gehen. Es ist nicht mal, dass ich die Gefahr unterschätzt habe, ich habe da schon drüber nachgedacht. Nach zwei Tagen sollten doch alle morschen Bäume oder Äste schon den Weg nach unten gefunden haben und außerdem, wie hoch ist schon die Wahrscheinlichkeit?
Nun, ich wurde von einem Ast erschlagen. Sieht auf dem Bild nur milde beeindruckend aus, ich weiß, aber das war eine recht schmerzhafte Erfahrung. Hätte mich die andere Seite getroffen, hätte das böse enden können. Kinder, geht nicht bei Sturm in den Wald!
Die teuerste Anschaffung?
Eine der weiteren überraschenden Erkenntnisse des Jahres für mich hat mit dem Thema Homeoffice zu tun. Ist eine superpraktische Sache, aber ich habe eingesehen, dass ich kein Mensch bin, der dauerhaft allein von zu Hause aus arbeiten will.
Aber die Option zu haben, hier und da mal ein oder zwei Tage die Woche zu Hause zu coden, ist schon sehr nett. Stellt sich raus: Es ist ganz cool, wenn man dabei einen vernüftigen Tisch und Stuhl hat.
Ich habe also ganz unoriginell in 2021 einen neuen höhenverstellbaren Schreibtisch und einen neuen Bürostuhl gekauft. Schwierig, sowas zu kaufen, ohne es vor Ort auszuprobieren. Aber ich musste nur einen Stuhl wieder zurück schicken und bin jetzt recht zufrieden. Diesen Text hier tippe ich übrigens gerade stehend. Ist ne coole Sache, kann ich empfehlen!
Das leckerste Essen?
Wir waren gestern spontan in unserem neuen Lieblingsrestaurant – Tante Fichte – was der Nachfolger ist, von unserem alten Lieblingsrestaurant – Herz & Niere. Das war sehr lecker. Ist aber für so ne Jahresrückschau ein bisschen langweilig, weil das natürlich immer sehr lecker ist – deswegen ist es ja unser Lieblingsrestaurant.
Und auch sonst haben wir viel gutes Essen bestellt und abgeholt und waren soweit es denn ging auch mal vor Ort in guten Läden. Man muss die Branche ja auch unterstützen in diesen Zeiten. Und wie ich das so schreibe, wird mir auch klar, wo meine ganze Kohle geblieben ist, ha!
Nun, für den Jahresrückblick wähle ich aber trotzdem den selbst gegrillten Burger im Urlaub in der Uckermark. Essen unter sternenklarem Himmel am Feuer sitzend ist dann doch ein bisschen unschlagbar. Ich bin da sehr einfach gestrickt.
Das beeindruckenste Buch?
Da würd ich jetzt mal The KLF – Das Handbuch nominieren. Nicht unbedingt, weil die Formel zum Nummer 1 Hit, die dort versprochen wird, so gut funktioniert. Wäre das der Fall, hätte mein Jahr 2021 sehr anders ausgesehen. Es ist aber ein sehr faszinierender Einblick in die Musikindustrie damals und wieviel man davon auf heute anwenden kann, wieviel eben nicht. War sehr faszinierend und bestimmt das Buch, dass ich dieses Jahr am schnellsten weggelesen habe. Dank geht raus an den Bühnenterroristen!
Der ergreifendste Film?
Don’t look up ist lange nicht der beste Film, den ich dieses Jahr gesehen habe und vermutlich sind viele der Kritiken auch sehr berechtigt. Ich mein, das ist alles schon wahnsinnig überzeichnet, oder? Und trotzdem hat mir der Film physische Schmerzen bereitet. Wir mussten uns soviel absurde Scheiße in den letzten Jahren anhören, dass ich mir nicht mehr plausibel einreden kann, dass die Menschheit selbst bei einem Kometen wesentlich rationaler handeln würde, als es in dem Film passiert. Und das macht mir schlechte Laune.
Das schönste Konzert?
Apropos schmerzhaft. Die Frage könnte auch lauten: Das Konzert?
Ja, ich war tatsächlich nur auf einem Konzert. Das war immerhin sehr gut, was aber bei der Band kein Wunder ist: Ganz ehrlich, wenn ihr gute Laune braucht, geht auf ein Paula i Karol – Konzert. Funktioniert immer, selbst wenn es wie hier nur ein Sitzkonzert war.
Das schlechteste Konzert
Mein schlechtestes Konzert hatte ich dieses Jahr bei den Sternen. Das lag zum überwiegenden Großteil daran, dass ich gar nicht da war. Ich wurde spontan gefragt, ob ich mitkomme und hatte spontan keinen Bock und jetzt ärgere ich mich wie sau.
Was hat mich bloß so ruiniert?
Das beste Album
Wie immer keine einfache Wahl, zumal es dieses Jahr nicht das eine Album gab, wo ich mich krass festgehört hätte. Wenns danach ginge, müsste hier noch der Vorjahresgewinner stehen. Oder natürlich mein eigenes sehr gutes neues tolles Album!
Aber es gab ein Album, auf das ich mich im Vorfeld sehr gefreut habe und das all meine Erwartungen erfüllt hat: Don’t Try, Be Beautiful von Her Tree.
Ich bin da sehr befangen, immerhin durfte ich einen der Tracks remixen und bin allein deswegen großer Fan von Her Tree. Aber lasst euch davon nicht abschrecken, das ist großartige Musik, die für meinen Geschmack deutlich zu weit unter dem Radar schwingt.
Bestes Musikvideo
Ich schummle hier mal ein bisschen, denn das Video ist gar nicht so doll. Aber der Song ist großartig: Living Other Lives von Efterklang.
Das beste Spiel des Jahres
Games sind immer noch relevant für mich, auch wenn ich vergleichsweise wenig zocke, abgesehen von regelmäßigen Warzone- oder Siedler von Catan-Runden.
Von den Spielen, die dieses Jahr rauskamen, hab ich mich am Meisten über Death Trash gefreut. Hab schon vor Jahren von der Entwicklung mitbekommen und immer gehofft, dass es gut wird. Dieses Jahr kam die Early Access-Version raus und sie ward sehr gut. Freue mich sehr auf das fertige Spiel.
Die beste Serie
Weiß gar nicht, was für Serien ich über das Jahr groß geschaut hat. Wenn man nicht alles aufschreibt.
Aber zuletzt habe ich For All Mankind gebinged. Vielleicht nichts weltbewegendes, aber mich hats gekriegt.
Die meiste Zeit verbracht mit?
Realistisch betrachtet natürlich mit Arbeit. Wie immer. Aber ich will hier trotzdem Musik hinschreiben und zwar meine Musik. Das ist zwar vermutlich falsch, aber ich habe dieses Jahr dennoch viel mehr Zeit in dieses Hobby gesteckt, als vorher und das finde ich recht cool.
Die schönste Zeit verbracht mit?
Auch hier gibt es eine offensichtliche Antwort, seit 18 Jahren.
Aber speziell für das 2021-Gefühl, spielt vielleicht folgender Aspekt ein nicht ganz so kleine Rolle: Auch wenn ich gern und relativ problemlos die Stube hocke, so bin ich doch ein recht soziales Wesen. Wann immer ich dieses Jahr freiwillig rausgegangen bin und mich mit euch getroffen habe, fühlt euch hier ruhig mal angesprochen. War toll mit euch!
2021 zum ersten Mal getan?
Crayz Shit: Ich habe ein Schloss ausgewechselt. Deshalb nenne ich 2021 auch mein persönliches Jahr des Heimwerkens!
Dazu passt vielleicht: Ich habe einen Knochen gebrochen. Zum Glück war’s nicht meiner.
Kleiner Nachtrag: Seit Mai 2021 bin ich im Besitz eines Blutspendeausweises, also ich war das erste Mal in meinem Leben Blut spenden. Hat lange gedauert, ich weiß, aber besser spät als nie. Ich habs nicht so mit Nadeln und ehrlich gesagt hat sich das bisher nie so wirklich aufgedrängt. Es war sehr hilfreich, dass das Rote Kreuz direkt in meine Firma kam.
2021 nach langer Zeit wieder getan?
Das klingt jetzt wild, aber ich bin im Urlaub seit Ewigkeiten mal wieder Fahrrad gefahren. Stimmt schon, was man so sagt, verlernt man wirklich nicht.
Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Abgesehen von der Pandemie und allem?
So persönlich hätte ich das Jahr auch ohne den Hexenschuss im Frühjahr ganz okay gefunden.
Ganz allgemein würde ich auch gerne weniger Zeit beim Tierarzt verbringen, aber daran wird sich 2022 wohl nicht viel ändern.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Unmöglich zu sagen, aber ich hoffe, dass es die Wildkamera in den oberen Teil der Liste schafft, die ich an Weihnachten verschenkt habe, denn ..
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
… ich selber bin mittlerweile sehr begeisterungsfähig, was so Naturkram, vor allem die Fauna, in der unmittelbaren Umgebung angeht. Hab im letzten Winter während der langen Homeoffice-Wochen einen Habicht entdeckt, der regelmäßig auf dem Schornstein vom Hinterhaus abhing. Waren zwischendurch sogar zwei. Sehr spannend, leider mit dem Smartphone nicht gut zu fotografieren und als ich mir endlich ein vernünftiges Objektiv für die große Kamera geliehen hatte, war die Saison offenbar schon wieder vorbei.
Deshalb hab ich mich wie ein kleines Kind gefreut, als Hedwig (ja, und?) am 1. Weihnachtsfeiertag wieder da war. Ein Geschenk des Himmels, quasi.
Beste Blogs/YouTube/Podcast/Content des Jahres
Diese Kategorie verschwimmt immer mehr. So direkt Blogs lese ich kaum noch, dafür schaue ich viel YouTube oder Twitch oder höre Podcasts und sowas. Das passieren viele kreative und nützliche Dinge.
Über meine Hexenschuss-Zeit hat mich aber vor allem dieser YouTube-Kanal gerettet: Sounds Of. Das Konzept ist unglaublich charmant: In jeder Folge bekommt ein/e Künstler:in ein Feldmikro in die Hand gedrückt und soll an einem für sie relevanten Ort Geräusche sammeln. Danach wird aus diesen Geräuschen einen Song gebastelt, während außerdem ein bisschen gefachsimpelt und interviewed wird, so dass am Ende nicht nur ein cooler Song, sondern auch ein kleines Künstler:innenporträt rauskommt. Wirklich extrem wohltuend.
Ich hab natürlich ein großes Interesse an den technischen Details zur Produktion, aber ich glaube, das funktioniert auch, wenn man da nicht so drin steckt, aber Bock hat die Künstler:innnen kennenzulernen. Das lohnt sich übrigens besonders, wenn man mal sehen will, was da aktuell in Deutschland so nachwächst.
Was war sonst noch so los?
Habt ihr eigentlich mitbekommen, dass ich ein neues Album veröffentlicht habe? Und ein Musikvideo? Und vier Remixe?
Ja, wie schon erwähnt, die Musik hält mich ein bisschen am Leben. Das Album hat dieses Jahr alles so ein wenig überschattet und obwohl ich es sehr liebe, werde ich das Gefühl nicht los, dass ich es früher hätte loswerden sollen. Aber ich mags trotzdem sehr.
Relativ viel Zeit ging auch für das Video drauf. Das ist objektiv auch nicht der große Wurf, der Song ist am Ende einer der schwächsten des Albums und das Video rechtfertigt im Endergebnis auch nicht so wirklich Zeit und Aufwand, die ich investiert habe. Objektiv betrachtet. Aber scheiß drauf, ich hatte Spaß, hab viel gelernt und bin ehrlich gesagt immer noch beeindruckt, was heutzutage so geht. Die Software ist kostenlos und wie das alles geht, hab ich mir auf YouTube angeschaut. Ist schon beeindruckend, was man aus so einen Instagram-Clip rausholen kann. Wir leben in beeindruckenden Zeiten.
Von den Remixen hatte ich den für Her Tree bereits erwähnt. Halte ich für einen meiner besten Remixe, wenn ich das ganz bescheiden so sagen darf. Das Ding, was ich für Tetze gemacht habe, ist auch sehr cool geworden. Und dann hab ich noch einen gemacht, der hoffentlich nächstes Jahr veröffentlicht wird, der so richtig großartig ist. Drückt mal die Daumen!
Und dann gab’s da dieses Jahr noch zwei Remixe, wo ich quasi geremixt wurde. Ein echtes Novum und wie ich damals schon schrieb, ich musste mich dran gewöhnen. Aber die gute Naicke hat mich echt beeindruckt mit dem, was sie aus meinen Songs gemacht hat. Ihr glaubt ja gar nicht, was das für ein Gefühl ist, wenn die eigene Kunst jemand anderen so inspiriert. Dafür bin ich unendlich dankbar!
Derzeit arbeite ich an mindestens einem weiteren Remix, ein anderer ist noch in der Schwebe und ich habe schon den Großteil der Songs fürs nächste Album zusammen. Mindestens ein paar davon sind sehr gut, das kann ich schon verraten.
Guten Rutsch und Frohes Neues!
Danke fürs Lesen! Wenn ich das mit den Vorsätzen noch machen würde, dann würde ich mir vielleicht wieder vornehmen, mehr zu bloggen. Das ist echt etwas eingeschlafen. Aber schön, dass ihr noch da seid. Kommt gut rüber, bleibt gesund und habt ein fantastisches Jahr 2022.
* ja, wir haben den 31. Dezember und draußen sind 13°C!