Okay, das war ein Jahr.
Auf den ersten Blick gar nicht so anders, als die Jahre davor. Aber es wurden Entscheidungen getroffen. Entscheidungen mit Tragweite. Die nächsten Jahre werden definitiv anders.
Aber schauen wir doch mal rein.
Zugenommen oder abgenommen?
Ich befürchte, dieses Jahr habe ich wieder etwas zugelegt. Corona vom letzten Jahr hat ganz schön reingehauen, was mein Sportpensum und meine Laufleistung anging – hab daher auch vergessenswerte Zeiten beim Berliner Halbmarathon (2h14min) und beim S25 (2h226min) abgeliefert.
Ein paar weitere Erkältungen, nochmal Corona und ein Hexenschuss haben weiter dazu beigetragen, dass ich mein Laufpensum dieses Jahr nicht ganz so erfüllen konnte, wie ich wollte. Wie ich das so schreibe und Statistiken wälze, stelle ich aber mit Überraschung fest, dass ich trotz allem die 1000 km – Marke für dieses Jahr überschritten habe. Damit hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Cool.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Hm. Ich glaube, ich habe dieses Jahr ein bisschen mehr als sonst ausgegeben. Führe da kein Buch, aber ich war im Urlaub, habe meinen modularen Synthesizer „fertig“ gestellt, war viel und gut Essen über das Jahr und dann ist da noch die eine andere Kleinigkeit – alles zusammen dürfte im Vergleich zum Vorjahresbudget etwas höher ausfallen.
Der hirnrissigste Plan?
Im Januar war ich mit B. verabredet – zum Grillen und Lagerfeuer in seinem Garten. Was wir trotz Schneeregens und viel zu viel Whisky bis morgens um 5 durchgezogen haben. Das war nicht der hirnrissigste Plan dieses Jahres!
Ich fürchte, der hirnrissigste Plan geht dieses Jahr an unsere wunderschöne Paddeltour auf der Saale. Das trifft natürlich in erster Linie meinen Reiseleiter, der sich den Plan ausgedacht hat, aber – wie er unterwegs auch nicht müde wurde, immer mal wieder zu erwähnen – ich kannte die Planung und habe bereitwillig zugestimmt.
Es würde eigentlich schon reichen, An- und Abreise hier zu erwähnen, die für mich so aussah, dass ich mein Boot via Auto und Dachgepäckträger aus Magdeburg nach Blankenstein gebracht habe, wo die Tour startete. Nach erfolgreicher Ankunft in Magdeburg und Rückgabe des Bootes musste ich dann aber via Zug wieder nach Blankenstein, um das Auto zu holen und damit schließlich zurück nach Berlin zu fahren. Ein logistisches Sahnestück.
Aber da hört’s leider nicht auf. Die gesamte Tour war in nahezu allen Dimensionen sehr hirnrissig. Mal abgesehen davon, dass wir einige Mal höchst illegal auf gesperrten Gewässern unterwegs waren, war doch für mich die größte Challenge, jeden einzelnen Tag morgens um 6 (!!!) aufzustehen, da wir sonst die sehr optimistischen Tagesetappen (40-50 km pro Tag) kaum geschafft hätten.
Es war ein sehr extremer Urlaub, den ich in der Form ungern wiederholen wollen würde. Aber es war auch eine unglaublich schöne Tour, die ich ungern verpasst haben wollen würde.
Die gefährlichste Unternehmung?
Bisschen schade, dass ich nicht drüber gebloggt habe, aber auch hier muss ich die Paddeltour erwähnen. Die war nämlich nicht nur anstrengend und logistisch herausfordernd und wunderschön, sondern stellenweise auch objektiv gefährlich.
Wie bereits erwähnt, sind Teile der Saale mehr oder weniger gesperrt. An wenigen Stellen stehen echte Verbotsschilder, an vielen anderen Stellen wird einem das Paddeln einfach nur nicht sonderlich leicht gemacht. Das alles hat zur Folge, dass man an zum Teil sehr abenteuerlichen Stellen seine Boote aus- bzw. wieder einsetzen muss. Es hätte nicht viel schief gehen müssen und wir hätten uns übel verletzt.
Schließlich wurde es gegen Ende auch noch aus ganz anderen Gründen gefährlich. Da wir recht wild unterwegs waren, hatten wir auch die Handynutzung auf ein Mindestmaß reduziert, so dass wir auch die Unwetterwarnung für den letzten Abend nicht mitbekamen. Ich kann das schließlich wirklich nicht empfehlen, bei Orkanböen im Zelt zu sitzen und darauf zu hoffen, dass in nächster Zeit kein großer Ast von dem Baum abbricht, unter dem das Zelt gerade steht.
Die teuerste Anschaffung?
Ein Haus.
Wir haben ein Haus gekauft.
Ich denke, das geht als teuerste Anschaffung durch. Die finanzielle Tragweite dieser Investition geht natürlich noch ein paar Jahrzehnte über 2023 hinaus, aber das hat dieses Jahr schon ne Kleinigkeit gekostet.
Fühlt sich alles noch ein bisschen surreal an. Obwohl es ein sehr langwieriger Prozess ist – vor anderthalb Jahren haben wir das Haus das erste Mal besichtigt – hab ich mich noch gar nicht so richtig an den Gedanken gewöhnt.
Im September haben wir den Kaufvertrag unterschrieben, Anfang Dezember war die Übergabe und seit dem habe ich erst ein paar Tage darin gewerkelt, also größtenteils entrümpelt. Es ist noch ein wenig fremd und der Gedanke, dass das irgendwann mein Zuhause sein wird, ist noch sehr weit weg. Aber die Umbauten sind beauftragt, die Berliner Wohnung ist gekündigt und irgendwann im März wird umgezogen. Es gibt kein Zurück mehr.
Das leckerste Essen?
Das hatte ich am 27. September. An meinem Hochzeitstag.
Ach ja, ich habe geheiratet.
Das beeindruckenste Buch?
Ich habe wenig gelesen dieses Jahr. Das hat ein bisschen damit zu tun, dass ich in meiner sonstigen Lesezeit (also, während der Bahnfahrten) mehr Fachbücher für meinen Job gelesen habe, was ich einerseits ziemlich spannend war, aber auch anstrengend, weswegen ich im Endeffekt insgesamt weniger gelesen habe. Merkwürdige Logik, aber okay.
Im Urlaub habe ich das Buch This Is How You Lose The Time War von Amal El-Mohtar und Max Gladstone gelesen und das ist ein sehr wilder Ritt. Ich könnte gar nicht adäquat beschreiben, was ich da gelesen habe, aber es hat mich berührt. Definitiv ein Buch des Jahres für mich.
Allerdings. Seit Ankündigung Anfang des Jahres habe ich mich auf Paused In Cosmic Reflection gefreut. Ein Buch von und über die Chemical Brothers. Ich habe es zum Glück noch nicht durchgelesen, denn ich möchte irgendwie nicht, dass es vorbei ist. Jedes Mal, wenn ich es in die Hand nehme, versinke ich für ein paar Stunden darin und höre parallel alle Tracks, die da irgendwie genannt werden. Ich liebe alles daran.
Der ergreifendste Film?
Tja. Es ist ja gar nicht so, dass ich gar keine Filme mehr schaue. Aber so richtig hängen bleiben die irgendwie alle nicht. Glaube, der merkwürdigste Film, den ich dieses Jahr gesehen habe und der mich auch nachhaltig noch beeindruckt, war The Banshees Of Inisherin.
Das ist gar nicht so überraschend, da ich die Crew seit Brügge sehen und sterben wirklich sehr liebe. Aber Banshees ist dann doch noch mal eine Nummer spezieller.
Das schönste Konzert?
Erinnert ihr euch, wie enttäuscht ich letztes Jahr von Moderat war? Die Enttäuschung war so groß, dass ich bei Ankündigung ihres nächsten Konzertes direkt im Februar wieder ein Ticket gekauft habe, in der Hoffnunug, dass das Debakel in der Wuhlheide 2022 eine Ausnahme war. War es zum Glück auch, die Show im Velodrom im Dezember war hervorragend.
Allerdings geht der Titel dieses Jahr an eine andere Show, bei der ich ebenfalls alleine war: Young Fathers. Es ist schwer, in Worte zu fassen, wie gut und intensiv dieses Konzert war. Eigentlich war es viel zu kurz und das Astra viel zu voll. Aber da ist so eine wilde, ungezähmte Energie, die man in den Alben nur erahnen kann, die sich live aber vollends Bahn bricht, die man so nicht allzu oft zu spüren bekommt.
Das schlechteste Konzert
2023 ist eines der seltenen Jahre, wo ich definitiv kein schlechtes Konzert gesehen habe. Deswegen kann ich hier nur ein Konzert nennen, dass ein wenig mittelmäßig war: Die Show von Röyksopp. Ist ein bisschen schade, denn wirklich schlecht war es nicht. Man ist von den beiden Norwegern nur irgendwie besseres gewohnt, es hat dieses Mal nicht so richtig gefunkt.
Das beste Album
Wenig Überraschung hier. Hab seit der Ankündigung gezittert und gehofft, dass es gut wird und es wurde gut: For That Beautiful Feeling von den Chemical Brothers ist all das, was ich mir hätte wünschen können. Läuft hier seit Erscheinen hoch und runter.
Bestes Musikvideo
Hehe.
Das beste Spiel des Jahres
Hab auch dieses Jahr noch überdurchschnittlich viel Zeit mit FTL verbracht, daher immer noch das.
Aber dieses Jahr ist auch Counter Strike 2 erschienen und bei der Gelegenheit habe ich dem Gruppenzwang nachgegeben. Überraschenderweise macht das tatsächlich Spaß. Wenn es nicht gerade total frustrierend ist.
Die beste Serie
Hab schon ein paar Serien geschaut über das Jahr verteilt, aber auch davon bleibt das wenigste wirklich nachhaltig hängen. Rauscht halt so durch. Glaube, am meisten beindruckt hat mich The Last Of Us, die es wirklich geschafft haben, das Feeling aus dem Game auf die Serie zu übertragen.
Die meiste Zeit verbracht mit?
Das ist wie immer schwer zu sagen. Aber ich habe sehr viel Zeit mit meinen eigenen Gedanken verbracht. Kann ich nicht empfehlen, denn üblicherweise habe ich das in der Zeit getan, in der ich hätte schlafen sollen. Aber das ist dann wohl der Kolleteralschaden in einem Jahr voller Entscheidungen.
Die schönste Zeit verbracht mit?
Mit meiner Frau!
2023 zum ersten Mal getan?
Ein Haus gekauft.
2023 nach langer Zeit wieder getan?
Eine Wohnung gekündigt.
Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Corona. Hexenschuss. Schlaflose Nächte.
Alles in allem aber ein okayer Schnitt. Nichts davon war wirklich schlimm, ich kann mich also gar nicht groß beschweren.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Ich hab nem Kumpel geholfen, seinen Keller auf- und seine Küche auszuräumen. War jetzt keine große Sache und auch eher ne Gelegenheit, sich mal wieder zu treffen und „n Bier zu trinken“, was man sich ja viel zu oft vor nimmt und viel zu wenig macht. Aber da ich die Tage selber in der Situation war, dass mir jemand beim Entrümpeln geholfen hat, weiß ich, wie cool das ist, sich gegenseitig zu helfen.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Okay, ich sag jetz mal: Alle Hochzeitsgeschenke, die uns gemacht wurden – gegen unseren Willen, quasi.
Wir haben zwar kein Geheimnis aus der Hochzeit gemacht, sie aber auch nicht groß an die Glocke gehangen und den Tag nur zu zweit verbracht. Trotzdem hat mich das Ausmaß der Geschenke und Glückwünsche hinterher sehr beeindruckt. Wär wirklich nicht nötig gewesen. Aber, Danke!
Beste Blogs/YouTube/Podcast/Content des Jahres
Ist mal wieder ein Jahr, wo mir hier gar nichts weiter einfällt. Ich denke, mein Medienkonsum verändert sich gerade wieder ein wenig. Ich schaue weniger fokussiert irgendwelche Kanäle oder Videos. Stattdessen schaue ich entweder konkret irgendwelche Sachen zu Recherchezwecken (Musik, Programmieren, Heimwerken(!) usw.) oder ich lasse irgendwelche Streams so nebenbei laufen. Mal schauen, wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt.
Was war sonst noch so los?
Wenn ich so auf das Jahr zurück blicke, dann war zwar viel los – wie immer – aber es ist schon so, dass die Paddeltour im Juni und die Geschichte mit dem Hauskauf dann ab August die dominierenden Ereignisse waren.
Was mich nach wie vor stetig begleitet, ist die Sache mit der Musik, auch wenn ich dieses Jahr sehr wenig veröffentlicht habe. Gerade zwei Remixe haben das Licht der Welt erblickt. Einer davon ist bis auf weiteres nur auf CD erhältlich (aber auch wirklich sehr gut!), aus dem anderen sind gleich zwei Remixe entstanden.
Im Hintergrund läuft aber die Produktion des neuen Albums. Fast hätte ich geschrieben „auf Hochtouren“, aber das wäre gelogen. Es ist ein zeitaufwendiger Prozess und ich nehme mir die Zeit, die ich brauche, wenn ich sie habe. Und Zeit wird absehbar erstmal deutlich knapper werden.
Aber die neuen Tracks sind da. Und sie sind großartig! Vertraut mir. Sie müssen nur noch abgemischt und gemastert werden und dann schauen wir mal, wann sich eine gute Gelegenheit bietet.
Guten Rutsch und Frohes Neues!
Danke fürs Lesen. Ich wünsche euch einen entspannten Jahreswechsel.