Album – Metropolis

Album Nummer Sieben.

Metropolis

Ich hätte vielleicht einen kleineren Namen finden können, denn die Assoziationen und Erwartungen, die der Titel Metropolis weckt, kann meine kleine Sammlung an Tracks kaum erfüllen.

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Dabei folgt auch diese Sammlung von Songs keinem tieferen Konzept, sie haben nur gemein, dass sie alle innerhalb der letzten zwei Jahre entstanden sind. Nur hat sich in meinem Leben in genau diesen zwei Jahren eine recht große Veränderung vollzogen: Ich habe die Hauptstadt verlassen und bin aufs Land gezogen.

Parallel zu der ganzen Phase der Abwägung und Entscheidungsfindung, sind diese Tracks entstanden und im Nachhinein lässt sich da schon der innere Konflikt des Künstlers hineinprojizieren. Ein Changieren zwischen urbanem Trubel und der Sehnsucht nach Dorfromantik. Ein bisschen Tribut, ein bisschen Abschied, aber auch ein optimistischer Blick nach vorn. Das ist zumindest, was diese Tracks mittlerweile für mich bedeuten.

An sich ist das aber erstmal nur die illustre Mischung aus verschiedenen Stilen der elektronischen Musik, in denen ich mich zu Hause fühle.

Ein paar Infos zu den Tracks:

Synthesized For You ist ein tolles Vocoder-Fest bei dem ich sehr froh über das Vocal-Sample bin, das dem Song seine finale Bestimmung gegeben hat. Besonders stolz bin ich hier aber auf die Drums. Das groovt so schön.

Departure war der erste Track an dem ich gearbeitet habe und ich habe eine Weile gebraucht, damit warm zu werden und ein Arrangement zu finden, dass mir auch dauerhaft Spaß macht. Ich finde aber mittlerweile, dass mir das ziemlich gut gelungen ist.

Depressionista ist ein bisschen anders als die anderen. Dabei ist der Track komplett ohne Plan entstanden. Zuerst war da der Groove mit diesem leicht schrägen Harmonie-Gerüst, dann hab ich das Sample mit dem Lachen entdeckt und irgendwann viel später musste ich mir einen Titel dafür überlegen. Kann ja keiner ahnen, dass das alles so perfekt passt.

Die Story zu Pain Here Pain There ist recht ähnlich. Das harmonische Grundgerüst kommt von der quietschenden Schlafzimmertür aus der alten Wohnung. Der Sound ist den gesamten Track durch zu hören, in verschiedenen Tonhöhen und sonstigen Bearbeitungen, die man so macht. Ausgehend davon entstanden dann der Groove und die Basslines aus meinem kleinen modularen Synth-Setup. Das Vocal-Sample war die finale Zutat. Ein echter Glücksgriff und ich liebe die Stelle, wo das so richtig tief geht.

Mein Ziel war es, acht Tracks für das Album zusammen zu bekommen, damit das nicht wieder nur als EP gewertet wird. Mit dem letzten Track tat ich mich aber sehr schwer, also hab ich zur Entspannung mal kurz was Neues angefangen und in ca. zwei Stunden Metropolis am Start gehabt. Hieß da noch nicht so und sollte eigentlich eine B-Seite werden, aber ich hatte selten soviel Spaß mit einem Track und der ist mir dann auch nicht mehr aus dem Ohr gegangen.

Blanket ist der perfekte Titel für diesen Track. Auch hier bin ich sehr stolz auf die Drums und den Groove. Irgendwie hab ich dann diese Melodie da drüber gekippt, mit einem Instrument, das ein bisschen nach Vocoder klingt und dann habe ich das endlos oft als Loop durchlaufen lassen. Man mag es dem Arrangement anhören, viel mehr ist mir nämlich gar nicht eingefallen, aber das war einfach das Wohlfül-Loop, wie eine warme Decke, die man sich in einer kalten Winternacht bis unter die Nase zieht.

Orange From Above ist der Track über den ich hier am wenigsten schreiben kann. Ist irgendwie so entstanden, aus den Resten von Depressionista, und dann in seine ganz eigene Richtung weiter marschiert. Strahlt aber eine gewisse Nostalgie aus, die ganz gut zum Thema des Albums passt.

Zum Abschluss haben wir mit Bird noch ein echtes Highlight. Hier kommen viele Dinge zusammen, die mein kreatives Treiben in den letzten Jahren angetrieben haben. Neben dem modularen Synthizer dürfte der Einsatz von Fieldrecordings recht prominent sein. Vögel, Percussion, Atmo – alles aus Aufnahmen, die ich unterwegs in und um Berlin gemacht habe. Der Titelgebende Vogel ist übrigens eine Heidelerche, die so unfassbar schön gesungen hat, dass sie hier auch das harmonische Fundament liefern durfte.

Dank geht raus an meine Testhörer Benjamin, Wolf, Heiko und Benito. Euer Feedback war wie immer großartig!

Außerdem veröffentliche ich dieses Mal mit Unterstützung eines Labels. Metropolis ist mein erstes Release auf dem Kleinen Grünen Würfel, einem Label für Netzmusik. Das passt ganz hervorragend, da auch dieses Album wieder unter Creative Commons-Lizenz (BY-SA) veröffentlicht ist.

Das Album sollte mittlerweile überall verfügbar sein. Viel Spaß beim Hören!

APRIL 2024 – WWW.DERKLEINEGRUENEWUERFEL.DE – [WUERFEL42]
MUSIC LICENSED UNDER CREATIVE COMMONS BY-SA 4.0

Clock Opera – Run (Remix)

Es ist lange her, dass ich bei einem Remix-Contest mitgemacht habe. Das ist selten erfolgsversprechend, gegen hunderte andere und zum Teil deutlich fähigere Produzenten anzutreten. Man geht da meistens in der Masse unter.

In diesem Fall musste ich aber mitmachen. Clock Opera gehören seit ihrem Debütalbum Ways To Forget zu meinen absoluten Favoriten. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen, auch wenn ich mir nach wie vor keine Hoffnungen gemacht habe, irgendwas zu gewinnen.

Am Ende kam dabei ein Remix bei rum, der mir sehr viel Spaß gemacht hat und mir auch nach wie vor sehr gut gefällt. Hoffe, das geht euch ähnlich.

(Soundcloud-Link)

Zum Vergleich hier der Original-Track:

Hurra, die Welt geht unter

Harvey. Und damit könnte diese Kolumne auch schon wieder vorbei sein, aber ich bin kein Freund kurzer Worte, also elaborieren wir das ruhig ein wenig.

Der Tropensturm Harvey hat vergangene Woche Houston unter Wasser gesetzt und allerorten durfte man hören, wie nie dagewesen ein solcher Sturm bisher war. Dazu ein Zitat des amtierenden US-Präsidenten:

Da uns die Klimaforschung im Falle einer globalen Erwärmung mehr und schlimmere Wetterextreme versprochen hat, passt Harvey gerade ganz gut ins Bild. Vermutlich wäre er auch ohne Klimawandel entstanden und über Houston hinweg gefegt, aber man kann wohl davon ausgehen, dass er das nicht mit der gleichen Zerstörungskraft getan hätte. So oder so aber zeigt uns Harvey, wie groß die Probleme sind, denen wir in einer erwärmten Welt gegenüberstehen. Am Beispiel Houston zeigt sich, dass unsere Infrastruktur auf den Wandel nicht vorbereitet ist.

An Harvey kam dieser Tage niemand vorbei. Etwas weniger Beachtung fand der Monsun in Südost-Asien. Der ist dieses Jahr etwas extremer als sonst und fordert viele Todesopfer. Ähnlich dramatisch, aber aus völlig gegensätzlichen Gründen, sieht es in Äthiopien aus. Dort herrscht dieses Jahr extreme Dürre, die vor allem die Viehzucht und damit die von ihr abhängige Landbevölkerung enorm unter Druck setzt. An der nordamerikanischen Westküste ist es im Moment auch gerade wieder extrem heiß, so dass in San Francisco etwa Listen von Abkühlungszentren rumgereicht werden, wo sich Menschen hinwenden können, die sonst keine andere Möglichkeit haben, sich gegen die Hitze zu wehren.

Das sind alles Momentaufnahmen aus einer sich dramatisch erwärmenden Welt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Nicht alles davon lässt sich heute schon eindeutig dem Klimawandel zusprechen, auch wenn es plausibel erscheint. Am Ende wird das aber die Zeit zeigen müssen und umfangreiche statische Auswertungen, so wie man das am Beispiel des Gletschersterbens in der Schweiz gemacht hat oder bei der Schmelze des Permafrostbodens in Alaska. Dank der Statistiker wissen wir heute auch, dass unsere Sommer in den letzten 60 Jahren immer wärmer wurden.

Wem das zuviel Hängenbleiben in der Vergangenheit ist, der kann natürlich auch frohen Mutes in die Zukunft schauen. Eines der schönsten Beispiele der Klimapocalypse fand sich hier, wo u.a. auf Klimaplagen spekuliert wird: Für Mensch und Tier bisher unbekannte Krankheitserreger, die potentiell im nicht mehr ganz so ewigen Eis auf uns warten. Wow!

Interview mit Small Colin

Small Colin – Collaborateur auf meinem letzten Album, ihr erinnert euch an das hier – hat ein interessantes neues Album veröffentlicht. Ein halbes Album, um genau zu sein, die andere Hälfte kommt von jemandem namens Loonball. Keine Ahnung, wer das ist. Wie auch immer, ich habe mit Colin ein wenig über das Album gechattet und aus dem Gespräch wurde plötzlich eine Art Interview und dann fiel mir ein, dass ich ja ein Blog habe und, naja, hier ist das Interview.

Six Umbrellas: Congrats on your new release. Sounds great! You did not release under Creative Commons. Any specific reasons against CC or just because of the label or collaboration circumstances?

Small Colin: Thanks man. Always like to hear what people think of my music.

You are right, the label doesn’t release anything under that license. They aren’t really doing it to make money but in order to make physical copies (tapes/vinyl) they need to sell also.

SU: Ok, that’s what I thought. I have a hard time finding the right release strategy for my next album, so I was just wondering.

SC: Yeah, its hard. That’s why this time around I was happy to try something other than CC.

SU: Did you know about the physical length constraint [of the tape release] before you started producing?

SC: No, thankfully. That would have been to stressful 😀

Label asked me for 6-8 tracks to fit into that length of time. They picked out the tracks they liked then and I had to extend one track to fit the time.

SU: Ah, cool workflow. So you had material around, although you were a bit on a hiatus lately?

SC: I’ve always got material around. 😉 I like to just write music all the time and then I usually make up albums/eps from what I have. I’ve never tried writing music with an aim or goal. I don’t think it would work for me.

SU: Your sound is pretty organic. Without really knowing what that means I would say it sounds analog, even on MP3 😉 Did you use analog hardware or did you do it all in the box?

SC: Used some FX pedals to re-amp some things but mostly its in the box. I do use a lot of Waves analog plugins so it might be that as they add a lot of ‚machine noise‘ or „hum“.

SU: Thanks for that little interview!

Das Album gibt wahlweise digital oder auf Kassette (!) auf Bandcamp. Ich mag es, also schlagt zu!